Constanze Neumann: Das Jahr ohne Sommer
Die Ich-Erzählerin ist noch klein, als ihre Eltern die Flucht aus der DDR unternehmen. Diese misslingt und so verbringt die Kleine zwei Jahre ihres bisher kurzen Lebens bei ihrer Oma in Leipzig. Die Eltern werden aus dem Gefängnis freigekauft und dürfen ausreisen. Das Kind wird kurz darauf nachgeholt. Es beginnt ein neues Leben, tief im Westen, zwischen Euphorie, Freiheitsgefühl, Fremdheit und Sehnsucht. Getrennt von der geliebten Leipziger Oma, mit einer an Leib und Seele erkrankten Mutter und einem Vater, der laut und kraftvoll durchs Leben schreitet, versucht das Kind im fremden Rheinland Fuß zu fassen. Doch die Vergangenheit lässt die Familie nicht los und legt sich wie ein eiserner Vorhang um die Herzen.
Dieses Buch hat zwar nur knapp 200 Seiten, aber die Geschichte ist so prägnant und einfühlsam erzählt, dass sie sich tief in die Seele des Lesers eingräbt. Eine eindrucksvolle und auf den Punkt gebrachte Ost-West-Geschichte, die für so viele in unserer Gesellschaft steht. Für die heutige Generation ist es wichtig, daraus zu lernen, dass immer noch, auch nach 34 Jahren Wiedervereinigung, Gräben zwischen Ost und West vorhanden sind. Die Hoffnung besteht, dass künftige Generationen unbeschwerter damit aufwachsen können und dass Ost und West nur unterschiedliche Himmelsrichtungen sind.