Anne Jacobs: Der Dorfladen - Wo der Weg beginnt

Wer die Tuchvilla - Saga verschlungen hat, wird auch von der neuen Trilogie der Autorin begeistert sein.

"Wo der Weg beginnt" ist der Auftakt zu "Der Dorfladen" - Reihe.
Es ist das persönlichste Buch der Autorin, da die Geschichte der Hauptprotagonistin Frieda Haller den Lebensweg ihrer eigenen Mutter beschreibt.

Der Roman spielt Mitte der 1920er Jahre in einem Dorf im Taunus. Der Dorfladen mit seiner verwitweten Besitzerin Marthe Haller und ihren drei Töchtern Herta, Frieda und Ida steht dabei im Mittelpunkt der Geschichte und des Dorfes. Hier findet das Dorfleben statt. Man kauft dort nicht nur ein, sondern es wird sowohl geklatscht und getratscht, als auch so manches Familiengeheimnis offenbart. Die drei Töchter helfen der Mutter, wobei die Älteste - Herta - die eifrigste ist, Frieda, die Mittlere, träumt von einer Schauspielkarriere und Ida, die Jüngste, möchte unbedingt auf das Gymnasium gehen. Beides Wünsche, die bei der traditionsbewussten Mutter auf taube Ohren stoßen. Doch die beiden Töchter gehen ihren Weg.
Es gibt jedoch noch weitere Personen, die in diesem Roman eine Rolle spielen. Sei es eine junge Fabrikbesitzerin, die die väterliche Firma vor dem Ruin retten will oder die Bürgermeistergattin, die ihrem gewalttätigen Ehemann auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.

Es sind ganz unterschiedliche Charaktere, die dort beschrieben werden und man fiebert als Leser*in mit jeder Figur mit. Gerade die weiblichen Protagonistinnen, die so gar nicht in die Weltanschauung eines Dorfes zu dieser Zeit passen, haben mich besonders fasziniert und ich freue mich schon auf die nächsten Bände, um zu lesen, was aus ihren Träumen und Wünschen geworden ist.

Ava Reed: Nur ein Wort mit sieben Buchstaben

"Nur ein Wort mit sieben Buchstaben" von Ava Reed ist ein sehr einfühlsamer Jugendroman, der komplexe Themen aufgreift. Es geht um zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nach einem schweren Unfall verliert Mikas Vater seinen Job als Polizist. Er beginnt zu trinken und immer öfter rutscht ihm die Hand aus. Auch die Mutter trinkt zunehmend mehr, verliert einen Job nach dem anderen, bis sie schließlich arbeitslos wird. Die Abwärtsspirale ist nicht aufzuhalten. Geld ist stets knapp und manchmal reicht es nicht einmal für eine warme Mahlzeit. Als Mika dann auch noch in der Schule mit Drogen erwischt wird, schaltet sich das Jugendamt ein. Mika muss aus der Familie raus, weg von den Eltern, die sich offensichtlich nicht um ihn kümmern können. Er kommt auf einem Bauernhof in einer Pflegefamilie, weit weg von der Stadt und seinen Freunden, unter. In dieser lebt bereits Joanna mit ihren beiden Vätern. Diese kümmern sich liebevoll um sie und die anderen Pflegekinder und man fühlt sofort, was Liebe, Hoffnung und Zuversicht in dieser Familie heißt. Doch wird Mika die Unterstützung und Fürsorge, die er erfährt, annehmen? Wie kann er das Geschehene verarbeiten?

Ava Reed hat mit Joanna und Mika zwei großartige Protagonist*innen erschaffen, die sich auf unterschiedlichen Wegen durchs Leben kämpfen müssen.
Ein toller Roman, nicht nur für Jugendliche ab 14 Jahren.

Anthony Ryan: Ein Fluss so rot und schwarz

Sechs Menschen erwachen auf einem Militärschiff. Sie haben keine Erinnerungen an ihr früheres Leben. Sie haben wissen noch nicht einmal ihren Namen und so müssen sie sich nach den Tattoos benennen, die sie neben vielen Operationsnarben an ihren Körper finden.
Das Schiff scheint ziellos auf dem Meer zu treiben, umhüllt von dichtem Nebel.
Bis das Satellitentelefon sich meldet, ihnen Anweisungen gibt und das Schiff zur Themse steuert. Die Menschen wissen, dass das London, das sie sehen nicht das London ist, das sie kannten, aber sie können sich nicht erinnern, was passiert ist. Und tun sie es doch, muss einer sterben.

Anthony Ryan hat mit "Ein Fluss so rot und schwarz" einen packenden, dystopischen Thriller mit Horrorelementen geschaffen, der vor allem von der Spannung des Nichtwissens lebt. Schnell habe ich mich in den Bildern in meinem Kopf verloren, die die tolle Erzählweise heraufbeschworen hat. Eine Empfehlung für alle, die sich gerne ein bisschen gruseln und pulpige Abenteuerelemente à la Indiana Jones mögen.

Anna Fleck: Froststerne

Elvy hat ein Problem: mitten in einem mysteriösen Schneesturm verschwindet vor ihren Augen ihr bester Freund Erik. Er ist spurlos verschwunden, mitten in Stockholm und niemand glaubt ihr. Und dann eröffnet ihr Eriks Oma auch noch, dass das Märchen über die Schneekönigin wahr ist, diese an Macht gewinnt und Erik in ihrer Gewalt hat.
Nun liegt es an Elvy, die Schneekönigin zu stoppen, die Welt vor dem ewigen Winter zu retten und Erik zu befreien.
Aber wie soll sie das machen, wenn sie mit ihren neuen magischen Fähigkeiten völlig überfordert ist und gleichzeitig ihre Gefühlswelt in Ordnung bringen muss?
Zum Glück steht ihr die Wichtelfrau Tomte Teda mit Rat und Tat zur Seite.

Anna Fleck hat mit „Froststerne – Erinnere Dich!“ einen fantastischen Auftakt für ihre neue Romantasy-Trilogie geschrieben. Die Spannung und das Märchenhafte dieser Welt fesselt und begleitet einen auf jeder Seite und lässt einen nicht mehr los.
Eine große Empfehlung an alle, die gut gemachte Märchenadaptionen mögen.

Leßmann: Sylter Welle

Ich liebe Bücher, bei denen man gleichzeitig lachen und weinen kann - bei diesem Buch habe ich es tatsächlich getan.
Es ist das erste Buch des Sängers und Instagramers, in dem er erzählt, wie er drei Tage seine Großeltern, die wie immer Urlaub auf Sylt machen, besucht. Es könnte, dem Alter der Großeltern geschuldet, das letzte Mal gewesen sein und so lässt er die Ferienerlebnisse seiner Kindheit und Jugend Revue passieren. Herausgekommen sind herrliche Anekdoten, die vielleicht jeder von uns so oder ähnlich kennt, aber mit so viel Humor, Wärme und Liebe erzählt, dass sie einen fesseln und anrühren. Es gibt jedoch nicht nur Vergangenes, sondern auch die Gegenwart wird beschrieben: seine Großeltern sind definitiv älter geworden. Seine Oma, die seit jeher alles dominiert, kommt zwar immer noch bissig daher, ist aber merklich gebrechlich geworden und sein Opa kann sich nicht mehr so richtig sowohl auf sein Gedächtnis, als auch auf seine körperlichen Fähigkeiten verlassen.
Mir persönlich hat die Anekdote am besten gefallen, als der Enkel nach Jahrzehnten feststellen musste, dass Omas Wundergewürz Fondor nichts anderes als reiner Geschmacksverstärker war und in ihm eine Welt zusammengebrochen ist.
Herausgekommen ist ein wirklich kurzweiliger Roman, den man nicht nur lesend, sondern auch hörend genießen kann, zumal der Autor ihn selbst gesprochen hat.
Eine Hommage an alle Großeltern!

Tarkan Bagci: Heartbreak

In Tarkan Bagcis Roman "Heartbreak" treffen zwei Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite Marie, eine unscheinbare junge Frau mit einem langweiligen Job in einer Steuerberatung, die nur schwer Zugang zu anderen Menschen findet. Zudem lässt sie sich noch immer von ihrer dominanten Mutter beeinflussen, leidet unter Depressionen und Panikattacken und hat zum Unverständnis ihre Eltern immer noch keinen Mann und Familie. Aber sie hat Emil, ihren Freund und das bereits seit einem Jahr. Doch plötzlich, von einem Tag auf den anderen, verläßt Emil sie. Er antwortet nicht auf ihre Nachrichten und ist offensichtlich auch aus seiner Wohnung ausgezogen. Keine Möglichkeit für Marie, sich mit ihm auszusprechen oder ihn zu erreichen.

Auf der anderen Seite gibt es Tom (eigentlich Thomas, aber Tom klingt im Showbusiness besser) Rahami. Er ist ein aufstrebender junger Musiker, extrovertiert, liebt die Medien und die Fans und hat jetzt auch noch eine Rolle in einem Fernsehfilm bekommen. Leider kommt es jedoch während der Dreharbeiten zu einem Skandal und Tom wird sofort in den sozialen Netzwerken dafür verurteilt und verantwortlich gemacht und flieht daraufhin. Auf der Suche nach dem Verursacher des Skandals landet er in Italien und trifft dort auf Marie, die noch immer auf der Suche nach Emil ist und erste Hinweise hat, dass dieser sich dort aufhält.

Der tolle Schreibstil von Tarkan Bagci hat mich sofort in seinen Bann gezogen und obwohl es eine Geschichte mit vielen Emotionen und teils schwierigen Themen (wie Depression) ist, kommt auch der Humor nicht zu kurz.
Ich freue mich schon auf sein nächstes Werk.

Tom Falkner: Gott ist böse

Beruflich hat Robert Forster viel mit Gewalt und den Abgründen menschlichen Handelns zu tun.
Als Psychoanalytiker lehrt Forster an der Uni, gleichzeitig betreut er eine Gruppe jugendlicher Straftäter.
Als während einer Gruppensitzung seiner Schützlinge eine Bombe explodiert und dabei einen der jungen Kriminellen in den Tod reißt, ist selbst der hartgesottene Robert Forster schockiert.
Als kurze Zeit später drei seiner Studierenden und drei seiner Jugendstraftäter entführt werden, beginnt für Forster ein Albtraum. Denn der Entführer, der sich selbst Gott nennt, fordert Forster auf, Rätsel zu lösen und für jede falsche Antwort wird eine der Geiseln zu Tode gefoltert. Samt entsprechender Videoaufnahmen. Bald ist Robert Forster klar, der Kidnapper muss ihn kennen und so beginnt ein brutales Katz- und Mausspiel…

Den Thriller „Gott ist böse“ von Tom Falkner fand ich blutig, abgründig und spannend!
Konsequent schuf der Autor mit seinem Werk eine Spirale der Gewalt und des Nervenkitzels.
Fans von Chris Meyer, Chris Carter und Sebastian Fitzek sollten unbedingt einen Blick in „Gott ist böse“ riskieren!

Uwe Timm: Alle meine Geister

Uwe Timm, mittlerweile 83 Jahre alt und Autor vieler großartiger Romane, lässt uns mit seinem neuen Buch an einem Abschnitt seines Lebens teilhaben.
In den 50er Jahren wird der 15jährige Uwe Timm von seinem Vater, der Inhaber eines Pelzhandels ist, in eine Kürschnerlehre geschickt. Diese absolviert er mit Bravour. Und in diesen drei Jahren der Ausbildung eröffnen ihm seine Kollegen, Anleiter und Vorgesetzten so vielfältige Blicke auf die Welt. Da ist der Jazz, die Literatur, die Philosophie und auch die Tür zum politischen Denken wird aufgestoßen.
Uwe Timm gelingt es, all diese kleinen und großen Entwicklungen unterhaltsam, manchmal mit einer Prise Selbstironie zu schildern. Und sogar die detailreichen Beschreibungen des Kürschnerhandwerkes sind nie langweilig.
Grad hat er seine Lehre mit Bravour abgeschlossen und will nun das Abitur machen, da stirbt sein Vater und hinterlässt der Familie ein völlig überschuldetes Geschäft. Also bricht er die Schule ab und schafft es tatsächlich die Insolvenz abzuwenden und das Geschäft wieder zu beleben.
Dann erst holt er sein Abitur nach.
"Alle meine Geister" ist ein großartiges Sprachfeuerwerk, das nicht nur diesen Lebensabschnitt Uwe Timms, sondern auch die Zeit der noch jungen Bundesrepublik und des Weltgeschehens lebendig werden lässt.
Auch das Hörbuch, gelesen von Gert Heidenreich, ist ein absoluter Genuss.

Meike Stoverock: Tod im Museum

In den zwei Büchern „Die Strahlen des Herrn Helios“ (das ich in einer zweiten Rezension hier besprochen habe) und „Tod im Museum“ von Meike Stoverock vereint die Autorin gekonnt den klassischen Krimi mit einem Tier-Fantasy-Setting.
Der Meisterdetektiv Skarabäus Lampe, ein gewitzter Hase mit analytischem Geist, ermittelt in bester Sherlock-Holmes-Manier in Überstadt, immer dabei der kleine Straßenkater Teddy und seine Haushälterin Helene Pick. Überstadt ist ähnlich einer modernen Großstadt, die allerdings ausschließlich von aufrechtlaufenden Tieren bevölkert wird.
In dem zweiten Buch „Tod im Museum“ stirbt der Vater von Skarabäus Lampe, ein angesehener Archäologe, überraschend. Als auf der anschließenden Trauerfeier ein weiterer Archäologe plötzlich stirbt, lässt der Detektiv das Museum abriegeln und beginnt zu ermitteln. Dabei stellt Skarabäus Lampe fest, dass auch in der Welt der Archäologie wenig mit rechten Dingen zugeht…

Mir gefällt, dass beide Kriminalfälle im typischen Whodunit-Stil erzählt werden, dadurch ist der Leser eingeladen sich selbst Gedanken zu machen und mitzuraten. Die Charaktere sind liebevoll und detailliert mit Ecken und Kanten gezeichnet. In beiden Geschichten steckt zudem eine ordentliche Prise Gesellschaftskritik.

Meike Stoverock: Das Strahlen des Herrn Helios

In den zwei Büchern „Die Strahlen des Herrn Helios“ und „Tod im Museum“ (das in einer zweiten Rezension von mir hier zu sehen ist) von Meike Stoverock vereint die Autorin gekonnt den klassischen Krimi mit einem Tier-Fantasy-Setting.
Der Meisterdetektiv Skarabäus Lampe, ein gewitzter Hase mit analytischem Geist, ermittelt in bester Sherlock-Holmes-Manier in Überstadt, immer dabei der kleine Straßenkater Teddy und seine Haushälterin Helene Pick. Überstadt ist ähnlich einer modernen Großstadt, die allerdings ausschließlich von aufrechtlaufenden Tieren bevölkert wird.
In dem ersten Band „Die Strahlen des Herrn Helios“ wird der Löwe Helios, Direktor eines Wanderzirkus, brutal ermordet. Die örtliche Polizei, bestehend aus einer Hundestaffel, tappt im Dunklen und verhaftet nach kurzer Ermittlung den Gorilla Dante. Doch rechtfertigt die finanzielle Schieflage des Zirkus ein solch grausames Verbrechen? Der Detektiv Skarabäus Lampe fängt zwischen bunten Zelten und düsteren Wohnwagen an zu ermitteln und deckt dabei allerlei Geheimnisse und Abgründe der Zirkusleute auf…
Mir gefällt, dass beide Kriminalfälle im typischen Whodunit-Stil erzählt werden, dadurch ist der Leser eingeladen sich selbst Gedanken zu machen und mitzuraten. Die Charaktere sind liebevoll und detailliert mit Ecken und Kanten gezeichnet. In beiden Geschichten steckt zudem eine ordentliche Prise Gesellschaftskritik.

Ursula Poznanski: Oracle

"Oracle“, den neue All-age-Thriller von Ursula Poznanski, habe ich mit Spannung erwartet. Seit "Erebos" bin ich ein großer Fan von Frau Poznanski und wurde auch diesmal nicht enttäuscht.

Unser Protagonist Julian ist gerade neu ins Studentenwohnheim gezogen, weil er gerne ein selbstbestimmtes Leben, unabhängig von seinen Eltern führen möchte. Schnell wird klar, dass Julian bereits als Kind anders war als die Anderen. Er hat „Dinge“ gesehen in Form von Schatten, Schlieren oder Markern und wurde deshalb oft gehänselt. Mithilfe jahrelanger Psychotherapie und Medikamenten scheint er alles im Griff zu haben. Doch dann, als er eines Tages zum Klassentreffen geht, muss er mit Schrecken feststellen, dass seine Visionen Wirklichkeit geworden sind. Dieses Erlebnis lässt ihn alles in Frage stellen – die Therapie, die Medikamente, sein Umfeld. Kann er die Zukunft voraussehen? Um dies herauszufinden, setzt er eigenmächtig seine Medikamente ab. Ein folgenschwerer Fehler?! 

Frau Poznanski hat mit Julian einen tollen und sympathischen Protagonisten geschaffen, dem man seine Sorgen und Ängste jederzeit abnimmt. Der langsame Spannungsaufbau und der flüssige Sprachstil sorgen dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legt.

Eva Lohmann: Das leise Platzen unserer Träume

Zwei Frauen und ein Mann - eine Konstellation so alt wie die Menschheit - und doch anders.
Zum einen lernen wir Jule kennen, die mit ihrem Mann David auf's Land gezogen ist, um ihren zukünftigen Kindern ein schönes Zuhause bieten zu können. Doch diese geplanten Kinder wollen einfach nicht "klappen", worunter sowohl ihre Ehe, als auch Liebe leidet.
Zum anderen gibt es Hellen. Sie ist alleinerziehende Mutter zweier kleiner Kinder, lebt in der Stadt, hat ständig Geldprobleme und ein Verhältnis mit David. Hellen weiß von Jule und David, kennt auch deren Probleme. Sie versucht, sich in Jule hineinzuversetzen und nimmt sogar Kontakt zu ihr auf. Und dann wird Hellen schwanger...

Eva Lohmann beschreibt von Kapitel zu Kapitel abwechselnd das Leben und die Gefühle der beiden Frauen, sodass man sich in beide gleichermaßen hineinversetzen kann. Das alles liest sich sehr leise, ist jedoch äußerst tiefgründig.

Die Autorin hat mich mit ihren Figuren von Anfang an gefesselt und ich habe es sehr bedauert, als ich das Buch fertig gelesen hatte.

Rebecca Yarros: The Things we leave unfinished

Braucht ein Liebesroman ein Happy End oder kann er auch traurig enden, um eine richtig gute Liebesgeschichte zu sein?

Diese Frage stellt sich die frisch geschiedene Georgia Stanton, als sie das unveröffentlichte Manuskript ihrer verstorbenen Urgroßmutter in den Händen hält. Die Urgroßmutter Scarlett hat es nie über sich gebracht, ihr Erstlingswerk zu beenden und das, obwohl sie später eine berühmte und gefeierte Liebesromanautorin wurde. Es ist die Geschichte ihrer eigenen ersten großen Liebe, die sie während des zweiten Weltkriegs fand und verlor.

Georgia wird vom Verlag der junge, gutaussehende Autor Noah Harrison an die Seite gestellt. Er ist auf dem Höhepunkt seines Schaffens und begreift es als große Chance, sich von seinem Stigma, dass er nur traurige und dramatische Enden schreiben kann, zu befreien und endlich Scarletts Geschichte mit einem Happy End versehen zu können, das sie und ihr Buch verdient haben.

Rebecca Yarros Roman „The things we leave unfinished“ hat alles, was ein gutes Buch braucht: Liebe, Humor, Verlust und einen großen Twist. Man erlebt zum einen die Geschichte von Georgia und Noah, die sich oft darüber streiten, wie das Buch nun beendet werden soll. Zum anderen wird in Rückblenden auch die dramatische Geschichte der Uroma in England im zweiten Weltkrieg erzählt, die gleichzeitig voller Lichtblicke und Dramatik ist.

Kristina Pfister: Tage im warmen Licht

Maria verliert ihren Job, die Wohnung wird ihr wegen Eigenbedarfs gekündigt und ihre Tochter ist kreuzunglücklich in der Schule, da sie gemobbt wird. Also packt Maria kurzentschlossen ihre Tochter, den geerbten Hund und das Nötigste zusammen und fährt in das
Haus, das ihrer Großmutter ihr hinterlassen hat. In das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist und in das sie nie mehr zurück wollte.
Ihre Tochter lebt auf, findet Freunde und kann die Münchener Erlebnisse hinter sich lassen.
Maria begegnet vielen alten Freunden und Bekannten, aber es kommen auch schlimme Erinnerungen hoch. Und so zweifelt sie immer wieder an ihrer Entscheidung, zurückgekehrt zu sein.
Zum Glück gibt es da auch noch Henning, ihren besten Freund aus Kinder- und Jugendtagen. Und da ist Martha, ihre betagte Nachbarin, die allerbeste Freundin ihrer Großmutter. Martha hat immer ein offenes Ohr, ist lebensklug und hilft (nicht nur) Maria mit den Fallstricken des Lebens klar zu kommen. Auch wenn sie sich schmerzhaften Erinnerungen stellen muss.
Aber auch Martha hat ein Geheimnis...
Soviel sei verraten und nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mit diesem spätsommerlichen Roman.

Emily J. Taylor: Hotel Magnifique - Eine magische Reise

In dem phantastischen Roman „Hotel Magnifique – Eine magische Reise“ nimmt uns die Autorin Emily J. Taylor in einem magischen Hotel mit auf eine Reise zu einzigartigen Orten.

Die Schwestern Jani und Zosa führen als Waisen ein bescheidenes Leben voller harter Arbeit. Als in ihrer Stadt das legendäre Hotel Magnifique auftaucht, hoffen die beiden auf eine Anstellung und eine Verbesserung ihrer Lebenssituation. Das magische Hotel Magnifique ist berühmt für seine unglaublichen Zaubereien und spektakulären Wunder, in dem jeder Raum ein eigenes magisches Kunstwerk ist. Zu dem reist das Hotel jede Nacht an einen anderen ungewöhnlichen Ort.
Der Wunsch der beiden Schwestern geht in Erfüllung: Jani wird eine Anstellung als Zimmermädchen angeboten und Zosa darf als Sängerin die Gäste abends unterhalten.
Fasziniert von den Wundern und Besonderheiten des Hotels fällt den beiden Mädchen zunächst nicht auf, wie sie immer tiefer in die magische Welt des Hotels und die damit verbundenen dunklen Seiten eintauchen, bis Zosa eines Tages verschwindet. Um ihre kleine Schwester zu retten, beginnt Jani daraufhin, die Geheimnisse des Hotel Magnifigue zu ergründen. Dabei findet Jani nicht nur magische Rätsel, herzergreifende Schicksale, sondern auch tödliche Gefahren….

Von Beginn an wurde ich in der Geschichte der beiden Schwestern mitgerissen. Jani, die Hauptprotagonistin, überzeugte mich durch ihre direkte, sturköpfige, aber auch hilfsbereite Art.
Die Erzählung selbst ist bis zum Schluss spannend und die Wendungen der Handlung unvorhersehbar.
Die eigentliche Hauptfigur dieses Romanes ist aber tatsächlich das Hotel selbst. Das magische Gebäude ist mit so viel Fantasie und Detailverliebtheit geschaffen worden, dass es mich in seinen Bann zog.
Das „Hotel Magnifique“ ist eine magische Reise voller ausschweifender Zauberei, in einem Gebäude voller Mysterien, für alle Fans der phantastischen Literatur.

Tina N. Martin: Apfelmädchen

Der erste Fall für die schwedische Kriminalkommissarin Idun Lind und ihren Partner Calle Brandt.
Die Autorin hat es geschafft, mich mit ihrem Debütroman von über 500 Seiten von der ersten Seite an zu fesseln.
Eva Vendel, eine allseits beliebte Lehrerin, wird an der Flurlampe baumelnd von ihrem Ehemann gefunden. Ihre Hände zudem mit zwei dicken Nägeln brutal verbunden. Idun und Calle ermitteln. Doch bald darauf verschwindet ein Mädchen aus der Vorschule. Die Kommissare geraten unter Zeitdruck, da das Mädchen an Diabetes leidet. Hat die eine Tat etwas mir der anderen zu tun?
Wie in vielen nordischen Thrillern wird auch diese Geschichte in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Die zweite Erzählebene spielt in der Vergangenheit und erst nachdem man viele kleine "Häppchen" zu lesen bekommt, erschließt sich einem die Verbindung zur Gegenwart. Dabei legt die Autorin geschickt verschiedene Spuren, die sich ineinander verweben und schlussendlich die Lösung aufzeigen.
Mir hat "Apfelmädchen" sehr gut gefallen. Es war nichts vorhersehbar, spannend bis zum Schluss und mit charakterstarken Ermittlern besetzt.
Ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Fall "Gewittermann", der für Anfang 2024 vorgesehen ist.

Jerry Craft: New Kid - Als wäre Schule nicht eh schon schwer genug

Die Graphix Reihe vom Loewe Verlag begeistert mich schon von Beginn an und mit "New Kid - Als wäre Schule nicht eh schon schwer genug" von Jerry Craft möchte ich gerne diese Begeisterung teilen.

"Wer ist schon gerne der Neue?" - Jordan jedenfalls nicht, denn er möchte viel lieber auf eine Kunstschule gehen und Comics zeichnen, statt auf eine Privatschule, auf die ihn seine Eltern schicken und die ihm sicherlich super gut gefallen wird (zumindest nach Ansicht seiner Eltern). Jordan bleibt nichts anderes übrig und er startet nicht nur als der Neue sondern auch als eines der wenigen Kids of Color in der elitären Schule in Riverdale. Wird er es schaffen? Kann er den Ansprüchen gerecht werden? Wird er neue Freunde finden und was wir aus den alten Freunden?
Was wird aus dem Traum mit der Kunstschule? All diese Sorgen und Ängste plagen ihn.
In der teils autobiographischen Graphic Novel, versteht es Jerry Craft sich in die Jugendlichen reinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Durch die grandiosen Zeichnungen gelingt es ihm auch ohne Worte die Situationen zu beschreiben.
Eine tolle Leseempfehlung für alle Kids ab 12, aber auch für deren Eltern. Es macht unglaublich Spaß, diese Graphic Novel zu lesen und zu betrachten - wie die Doppelseiten zu "Wenn meine Mom fotografiert" oder "Dads Tipps für echte Männer! Heute: Handeschütteln" und ich freue mich auf weitere Bücher des Autors.
Übrigens, wurde "New Kid" mit der Newbery Medal für den herausragendsten Beitrag zur Kinderliteratur ausgezeichnet.

Kai Bird, Martin J. Sherwin: J. Robert Oppenheimer

Diese sehr umfangreiche Biografie diente Christopher Nolan als Inspiration für seinen Film und wenn man das Buch liest, kann man auch verstehen, warum.
Bird und Sherwin schildern das Leben Oppenheimers in all seinen Facetten: vom Aufwachsen in behüteten Verhältnissen über die Obsession für sein Studium, bis zur Entwicklung der Atombombe und deren Folgen. Dabei werden die Gewissensbisse und inneren Dämonen, mit denen der Physiker zu kämpfen hatte, nicht außer Acht gelassen. Man lernt den Mann hinter dem Physiker kennen – den Patrioten, der Freunde in der kommunistischen Partei hatte (was ihm in der McCarthy Ära zum Verhängnis wurde), den Womanizer, den Ehemann, den Vater, den Bruder...

Diese Biografie ist mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden, lässt sich sehr gut lesen und man muss auch kein naturwissenschaftliches Studium absolviert haben, um der Geschichte folgen zu können.

Ute Mank: Elternhaus

Ute Mank erzählt in ihrem Roman "Elternhaus" von drei Schwestern und davon, was eben dieses Elternhaus für jede von ihnen bedeutet.

Sanne ist die älteste Schwester, ganz geradlinig und in ihrer Lebensweise den Eltern nicht unähnlich. Ausbildung, Heirat, Hausbau, zwei Kinder und Berufstätigkeit. Jetzt sind die Kinder aus dem Haus, aber da sind nun die Eltern, um die sie sich kümmert. Und irgendwann beschließt Sanne, dass die Eltern nicht mehr in ihrem Haus bleiben können und sucht nicht mit ihnen, aber für sie eine seniorengerechte Wohnung.

Dann ist da Petra, die mittlere Schwester. Sie ist die einzige, die studiert hat und nun weit weg ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben führt und nur selten zu Besuch bei den Eltern ist. Auch der Kontakt zu den Schwestern ist spärlich.

Die dritte im Bunde ist Gitti, die Jüngste. Sie ist diejenige, bei der die Eltern nicht mehr so streng waren. Sie ist auch diejenige, deren Lebensweg nicht so geradlinig verlaufen ist. Gitti lebt mit Kind und langjährigem Partner nicht weit weg vom Heimatort.

Als die beiden jüngeren Schwestern erfahren, dass die Eltern umgezogen sind und Sanne nun das Elternhaus verkaufen will sind sie schockiert und empört. Aber auch Sanne kann es letztendlich nicht über sich bringen, das Haus zu verkaufen.

Allein das Ansinnen löst bei den drei Schwestern Unterschiedlichstes aus. Jede verbindet anderes mit diesem Haus und der gemeinsamen Zeit. Und jede von ihnen erinnert die gemeinsame Zeit zum Teil völlig verschieden.

Mit diesem Erinnern und dem Abschiednehmen vom Elternhaus gehen große und kleine Veränderungen in den jeweiligen Lebenssituationen der drei Schwestern einher.

Ute Mank erzählt in knappen Sätzen, mit einer ganz eigenen Leichtigkeit und sie schildert die Schwestern, ihr Denken und Handeln ganz ohne Wertung.

Dora Heldt: Liebe oder Eierlikör

Ernst Mannsen versteht die Welt nicht mehr: seine langjährige Freundin Hilke, ein sonst eher nüchternes Mauerblümchen, trägt LIPPENSTIFT! Und Nagellack und bunte Blusen!
Und dann sprechen auch noch alle Damen der Inselgemeinschaft Sylt von Frühlingsgefühlen und von einer Dating-App namens „Liebe oder Eierlikör“. Aber nicht mit Ernst!

Ernst Mannsen, der pensionierte Zollbeamte, hat erst vor kurzem einen Fernsehbeitrag über die Machenschaften von Betrügern gesehen, die diese Dating-Apps nutzen, um potenzielle Opfer zu finden. So befürchtet Ernst Schlimmstes und zieht als Amateur- Detektiv mit seinem Enkel Mats und seiner Freundin Hella in die „Schlacht“, um die kleine Inselgemeinschaft vor dem vermeidlich Bösen aus dem Internet zu retten.
Dazu gehört es auch, dass Ernst sich „Undercover“ in der Dating-App anmeldet und Dates annimmt, immer darum bemüht, dass seine Frau Gudrun nichts bemerkt und der Kuchenbasar nicht gesprengt wird …

„Liebe oder Eierlikör – Fast eine Romanze“ von Dora Heldt ist eine leichte Sommerlektüre mit heiteren Krimielementen, die sich auf humorvolle Weise des ernsten Themas Love-Scamming annimmt.
Mir gefielen der leichtfüßige Erzählstil, die skurrile Situationskomik und die witzigen Dialoge der Protagonisten, dabei driftet der Roman nie ins Alberne oder Kitschige ab.

Für mich der perfekte Lesestoff für den Urlaub!

Brigitte Riebe: Eifelfrauen - Das Haus der Füchsin

Nach dem großartigen Erfolg von "Die Schwestern vom Ku'Damm" war ich gespannt auf den neuen Roman von Brigitte Riebe und ich wurde nicht enttäuscht.
Der Roman spielt 1920 in Trier und in der Eifel. Die 21jährige Fabrikantentochter Johanna erbt von einer ihr unbekannten Tante einen Bauernhof in der Eifel. Trotz der Bedenken der Eltern übernimmt Johanna diesen Bauernhof, obwohl sie als verwöhnte Tochter noch nie in ihrem Leben einen Finger krumm machen musste. Nach den zu erwartenden, anfänglichen Schwierigkeiten lebt sie sich tatsächlich ein, findet Freundinnen, die sie unterstützen und kommt langsam, aber sicher dem Familiengeheimnis um die verstoßene Tante auf die Spur.
Brigitte Riebe gelingt es auch mit diesem Roman, die Leser*innen in ihren Bann zu ziehen. Das Dorf "Altenburg" gibt es zwar nicht, doch es wird so lebendig beschrieben, dass man es direkt vor Augen hat. Die Bewohner werden bis ins kleinste Detail charakterisiert und auch die Zeit nach dem ersten Weltkrieg wird quasi in diesem Dorf lebendig.
Johanna ist eine starke und mutige Frau, die sich gegen den Willen des Vaters und Bruders behauptet und ihren eigenen Weg geht, was in der damaligen Zeit keineswegs selbstverständlich war.
Ich freue mich schon auf den zweiten Teil "Eifelfrauen - Der Ruf der Nachtigall", der 2024 erscheinen wird.

Rebecca Yarros: Fourth Wing - Flammengeküsst

„Ich will das nicht. Ich will diesen ganzen Reiterquadranten-Mist nicht. Ist ja nicht so, dass ich Todessehnsucht hätte.“
Allerdings hat Violet Sorrengail als Tochter einer hochdekorierten Kriegsheldin und Generalin keine Wahl, als sich ihrem Schicksal zu fügen und an der Aufnahmeprüfung des Basgiath War Colleges teilzunehmen und sich den lebensgefährlichen Prüfungen zu stellen. Diese dienen dazu, alle Teilnehmenden zu Drachenreiter:innen auszubilden, um zur Verteidigung des Landes zur Verfügung zu stehen. Ihr Status als Tochter der Generalin bringt ihr jedoch mehr Feinde als Freunde ein, unter anderem auch Xaden, der Violet und ihre Familie hasst, für das Schicksal, dass er erleiden musste. Doch nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint....
Rebecca Yarros' Debütroman „Fourth Wing – Flammengeküsst“ hat es in sich und zieht Leserinnen und Leser in seinen Bann.

Caroline Wahl: 22 Bahnen

Tilda steht kurz vor dem Abschluss ihres Mathematikstudiums, arbeitet nebenbei im Supermarkt an der Kasse und kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida und ihre alkoholkranke Mutter.
Jetzt, im Sommer, geht sie, wann immer es ihr möglich ist, ins Freibad. Dort entflieht sie 22 Bahnen lang dem Alltag und der Verantwortung.
Dann geschehen zwei Dinge: ihr wird eine Promotionsstelle in Berlin angeboten und im Freibad, ihrem Zufluchtsort taucht Viktor auf. Viktor ist der ältere Bruder eines Freundes, der im letzten Sommer ihrer Schulzeit tödlich verunglückte.
In diesem Sommer der "22 Bahnen" wächst eine Liebe, klärt sich eine alte Schuld und Ida überrascht ihre große Schwester Tilda mit ihrer leise gewachsenen Selbstständigkeit und Klugheit.
Caroline Wahl erzählt schnörkellos und mit Leichtigkeit vom Erwachsenwerden und Erwachsensein, dem Zusammenleben mit einer alkoholkranken Mutter und den merkwürdigen Wegen der Liebe.

Travis Baldree: Magie und Milchschaum

Für alle, die sich schon einmal die Frage gestellt haben, was eine Ork-Kriegerin macht, wenn sie keine Lust mehr auf Feldzüge, Kampf und Abenteuer hat, dann kommt hier die Antwort!

In dem cozy High-Fantasy Roman „Magie und Milchschaum“ von Travis Baldree entschließt sich die Ork-Kriegerin Viv, nach vielen Abenteuern und Gefahren, dazu ihr Leben noch einmal komplett umzukrempeln und eine neue (ruhigere) Existenz aufzubauen und ihrem Herzenswunsch nachzugeben.
Viv lässt sich in einer beschaulichen Hafenstadt nieder und gründet ihr eigenes Café!
Ein Kaffeehaus inmitten einer mittelalterlichen Fantasywelt?
Das lockt viele magische Wesen an, von denen nicht alle mit einer Caffè Latte zufrieden sind …
Schon bald fällt ihre Kaffeestube einem Brandanschlag zum Opfer, und die Ork-Kriegerin Viv muss sich die Frage stellen: „Schwert oder Kaffee?“

Travis Baldree bricht in dieser phantastischen Lektüre ein Stück weit mit den epischen Schlachten des klassischem Genre. In diesem gemütlichen und behaglichen High-Fantasy Roman steht viel mehr die Entwicklung der verschiedenen Protagonisten und ihre Freundschaften untereinander, sowie natürlich der Aufbau des Kaffeehauses, im Mittelpunkt.
Dabei schafft es der Autor, dass die Geschichte spannend, heiter und originell bleibt.
Mein Fazit: für alle Fantasy-Liebhaber (und solche die es werden wollen) ist dies die perfekte cozy Lektüre für den Urlaub!

Alice Grünfelder: Jahrhundertsommer

Dieser Roman beschreibt die Konsequenzen für eine geschiedene Frau in den 1960er Jahren in einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg.
Magdas Mann verlässt sie für eine jüngere Frau,  woraufhin sie von den Dorfbewohnern gemieden wird. Auch finanziell gelangt sie an den Rand der Gesellschaft. Nur mit niederen Arbeiten kommt sie mit ihren zwei Kindern so gerade über die Runden. In dem folgenden "Jahrhundertsommer", den sie mit einem amerikanischen Soldaten verbringt, blüht Magda auf. Allerdings verschwindet diese große Liebe nach diesem Sommer und lässt Magda schwanger zurück. Ihre gesellschaftliche Akzeptanz ist somit gänzlich zum Scheitern verurteilt. Doch nicht nur sie selbst,  sondern auch ihre Kinder und später auch die Enkel haben unter diesem Makel zu leiden. Es ist das traurige Schicksal einer geschiedenen Frau, wie man es sich heutzutage kaum noch vorstellen kann.
Doch Magda gibt nicht auf.
Die Entwicklungen der einzelnen Familienmitglieder werden jeweils in unterschiedlichen Kapiteln so anschaulich beschrieben,  dass man ihre Gedanken und Handlungen sehr gut nachvollziehen kann. Selbst dann noch, als Enkel Viktor, der in seinem Leben noch nie auf einen grünen Zweig gekommen ist,  glaubt, die Geschäftsidee seines Lebens gefunden zu haben...

Trotz mancher "dicken Klöße im Hals" ein absolutes Lesevergnügen!

Julia Kuhn: Ravenhall Academy 1: Verborgene Magie

Lilly Campbell hatte ihre nächsten Schritte genau geplant. Sie wollte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester gemeinsam Urlaub in Italien machen und anschließend mit ihrer besten Freundin Anny zusammen studieren.
Doch stattdessen verbringt sie den Sommer - zusammen mit ihrer Hundedame Mrs Blueberry - bei ihrer Grandma in England, um ihr dort in der Buchhandlung zu helfen. Was sich zunächst nach einer unspektakulären Zeit anhört, wird schnell zum aufregendsten Sommer in Lillys Leben: Von ihrer Grandma erfährt sie, dass sie aus einer Hexenfamilie stammt und diese Magie ebenfalls in sich trägt. Von nun an soll sie auf die Ravenhall Academy gehen, um dort ihre Magie zu trainieren. Während Lilly sich in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden muss, den mysteriösen und attraktiven Jason und ihre neuen Feen-Freundin Elanor kennenlernt, merkt sie gleichzeitig, dass an der Ravenhall Academy nicht alles mit rechten Dingen zu geht…
Der erste Band der Ravenhall Academy Reihe bietet einen spannenden Auftakt mit unerwarteten Wendungen…

Nick Hornby: Dickens und Prince

Was haben Charles Dickens und Prince gemeinsam?
Auf den ersten Blick nicht sonderlich viel, außer, dass beide schon in jungen Jahren sehr erfolgreich und produktiv waren. Der eine als Schriftsteller, der andere als Musiker. Und beide sind jung gestorben.
Nick Hornby zeigt in seinem Essay „Dickens und Prince – Unvergleichliche Genies“ noch weitere Parallelen auf, zum Beispiel, dass beide in Armut aufwuchsen (was zugegebenermaßen nicht besonders außergewöhnlich ist) oder eine eher komplizierte Beziehung zu Frauen hatten (auch nicht besonders außergewöhnlich). Aber Hornby verknüpft die beiden Virtuosen auf die ihm so eigene humoristische Art sowohl miteinander, als auch mit seinem eigenen Leben und Schaffen. Man lernt auf sehr unterhaltsame Weise so viel über die Leben von Dickens, Prince und Hornby. Die Liebe und Wertschätzung für zwei außergewöhnliche Künstler, die man in jeder Zeile liest, ist wirklich ansteckend und hat in mir die Neugier geweckt, mich intensiver mit den Werken von Dickens und Prince auseinanderzusetzen.

David Safier: Solange wir leben

David Safier erzählt die Geschichte seiner Eltern, zweier Menschen, von denen man denken könnte, sie würden sich nie begegnen, geschweige denn einander heiraten.
Joschi Safier wächst in Wien auf und entgeht in den 30er Jahren dem Schicksal so vieler Juden nur knapp durch die Ausreise nach Israel. Anders als seine politisch engagierte Schwester Rosl wird er dort nicht richtig heimisch.
Schließlich heuert er als Stewart auf einem Schiff an und ist fortan in der Welt unterwegs. Auch nach Deutschland kommt er. Und ausgerechnet dort lernt er in Bremen bei einem Landgang die um einiges jüngere Waltraut kennen. Waltraut hat eine kleine Tochter, doch der Krieg hat sie zur jungen Witwe gemacht.
Joschi verliebt sich sofort in Waltraut, sie hingegen ist zögerlich und es bedarf vieler Postkarten und Landgänge, bis sie schließlich ein Paar werden, heiraten und einen Sohn - David - bekommen. Einfach wird ihr gemeinsames Leben jedoch nie sein. Beide haben soviel unterschiedliches Leid der Vergangenheit im Gepäck und auch die Gegenwart hält einiges an Hürden für sie bereit.
David Safier gelingt es, die Geschichte seiner Eltern ohne Beschönigungen und trotzdem mit Leichtigkeit zu erzählen.

Stefanie Dahle: Luna und die schauerlich-beste Familie der Welt

„Luna und die schauerlich-beste Familie der Welt“ von Stefanie Dahle
ist eine liebenswerte Freundschafts- und Familiengeschichte für Kinder ab 8 Jahren mit zauberhaften Illustrationen auf jeder Seite.
Luna ist ein ganz normales Mädchen, das in einem alten Schloss mit ihrer Vampir-Familie zusammenlebt. Eigentlich liebt Luna ihre Familie, ihren großen Vampir-Bruder und den quirligen Familien-Skeletthund sehr, aber unter der Geheimniskrämerei, die mit der familiären Besonderheit verbunden ist, leidet sie doch an Einsamkeit.
Als in das Nachbarhaus das gleichaltrige Mädchen Annemie zieht und Lunas beste Freundin wird, wird die Geheimhaltung des Familiengeheimnisses, samt vorwitzigem Hausgeist, nochmal auf die Probe gestellt.
 Mir gefiel die einfühlsame und ernste Art wie innerhalb der Geschichte schwierige Themen wie komplizierter Familienalltag, Schwindeln innerhalb einer Freundschaft und Adoption behutsam angesprochen und kindgerecht gelöst werden.
Gleichzeitig schafft die Geschichte „Luna und die schauerlich-beste Familie der Welt“ den Kontrast zu einem leichten und lustigen Kinderbuch voller fantastischer Ideen.

Alice Winn: Durch das große Feuer

Der Debütroman der Autorin spielt in England 1944.
Die beiden 17jährigen Eliteschüler Gaunt und Ellwood befinden sich in einem Internat weit weg von den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges. Nur aus den Meldungen der Schülerzeitung erfahren sie von den "heldenhaften" Taten der Gefallenen. Diese werden fortan von ihnen verehrt.
Da Gaunt eine deutsche Mutter hat, haftet ihm stets das Vorurteil an, ein deutscher Spion zu sein. Um dem zu entkommen, macht er sich älter und geht an die Front. Das ist die eine Seite der Geschichte.
Die andere ist die, dass Gaunt und Ellwood nicht nur gute Kumpels sind, sondern sich auch zueinander hingezogen fühlen. Eine Liebe, die zu dieser Zeit verboten war und die sich die beiden selbst nicht eingestehen wollen. Obwohl Gaunt versucht, Ellwood davon zu überzeugen, sich nicht zu verpflichten, folgt ihm Ellwood nach kurzer Zeit und beide werden sehr schnell von der grausamen Realität des Krieges eingeholt.
Man kann Alice Winn zu diesem Debütroman nur gratulieren. Sehr bewegend geschrieben, erinnert vieles an "Im Westen nichts Neues", wobei es sich in diesem Roman um englische Soldaten handelt, die den sinnlosen Tod sterben. Außerdem steht hier auch ganz eindeutig die Liebe der beiden Männer im Fokus.
Mich hat das Buch komplett in seinen Bann gezogen. Ich konnte das Blutvergießen, die Panik, die Schreie, den Schrecken des Krieges allein durch die geniale Beschreibung der Autorin spüren. Ein Buch, das noch sehr lange in mir nachhallen wird.

Deepti Kapoor: Zeit der Schuld

Deepti Kapoor hat mit ihrem Roman "Zeit der Schuld" ein packendes Epos aus Indien geschaffen. Eine Geschichte über Korruption, Macht, Loyalität, Clans aber auch über zerstörerische Liebe und Verrat.
Ajay wächst in ärmlichen Verhältnissen auf dem Land auf und wird mit acht Jahren an ein Ehepaar in den Bergen verkauft. Er arbeitet dort in der Landwirtschaft und im Haus, lernt aber auch Lesen und Schreiben. Als jedoch nach Jahren sein Dienstherr stirbt, wird Ajay vom Hof verjagt und ist auf sich gestellt. Schon bald findet er unten im Tal einen Job in einem Café und lernt dort den reichen Sunny Wadia kennen, dessen Vater über einen der größten und gefährlichsten Clans herrscht. Sunny bietet Ajay einen Job an und gemeinsam kehren sie nach Delhi zurück. Ajay ist Sunny bedingungslos ergeben, arbeitet viel und ist gehorsam. Schnell wird er Sunnys Leibwächter und begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Er taucht ein in das Luxusleben der Superreichen, die ausschweifenden Parties aber auch die Drogenexzesse und dunklen Machenschaften. Und dann ist da noch Neda, eine Journalistin, die später Sunnys Geliebte wird.
Drei Protagonist:innen, die aus den unterschiedlichen Kasten kommen und deren Schicksale sich nach und nach miteinander verbinden. Dieser bildgewaltige und teilweise brutale Roman wirkt lange nach und hat mich von der ersten Seite an gefesselt.

Gabrielle Zevin: Morgen, morgen und wieder morgen

Als sich Sam und Sadie Mitte der 90er-Jahre zufällig an einer U-Bahn-Station wieder treffen, haben die beiden schon eine recht komplizierte Freundschaft hinter sich, die mit harmlosem Super Mario spielen begann. Trotzdem raufen sie sich zusammen, um ihre gemeinsame Leidenschaft wieder aufzunehmen und beginnen Computerspiele zu entwickeln.
Diese neue und gleichzeitig so alte und tiefempfundene Freundschaft blüht auf, doch als das Spiel zum Erfolg wird, wird diese auf ein harte Probe gestellt: Eifersucht, Neid, Zorn und die Unfähigkeit zu kommunizieren bedrohen nicht nur die Verbundenheit, sondern auch die geschäftliche Partnerschaft. Der einzige Puffer zwischen Sadie und Sam und ihre gleichzeitige Stütze ist der unerschütterliche Marx, der den Laden privat und beruflich zusammen hält.

Gabrielle Zevin nimmt uns in "Morgen, morgen und wieder morgen" mit auf einen wilden Trip durch die 90er und die Welt der Videospiele, ohne dabei Themen wie Depression, Verlust, Sexismus und Rassismus außer Acht zu lassen. Wir dürfen beobachten wie Sadie, Sam und Marx erwachsen werden, mit allen Höhen und Tiefen, guten und schlechten Entscheidungen und Erfolgen und Misserfolgen die das Leben mit sich bringt.

Andrea Bonetto, Abschied auf Italienisch

Andrea Bonetto lässt seinen Commissario Grassi in Ligurien, an der schönen Küste von Cinque Terre, ermitteln.
Grassi lebt eigentlich in Rom. Als aber unerwartet sein Vater stirbt und dieser ihm ein Haus an der Küste vererbt, bricht er seine Zelte in Rom ab und nimmt eine Stelle in La Spezia an.
Die erste Überraschung ist Toni, der nicht wie erwartet ein Freund seines Vaters ist, der sich um Haus und Garten kümmert, sondern eine Frau. Und diese Toni macht zunächst auch keinerlei Anstalten, aus dem Haus auszuziehen. Doch Grassi bleibt nicht viel Zeit über diesen Umstand nachzudenken, denn schon an seinem ersten Arbeitstag stolpert er über eine Frauenleiche. Und nur kurze Zeit später wird auf seinem Grundstück eine männliche Leiche gefunden.
Die Familie der toten Frau verhält sich merkwürdig.
Der Tote aus Grassis Garten war ein dubioser deutscher Geschäftsmann. Zwei unabhängige Fälle oder gibt es eine Verbindung?
Neben gelungenen Dialogen, nicht-blutrünstiger Spannung und dem Blick auf eine wunderschöne Landschaft sind der Commissario, seine Assistentin, Toni und ein pfeifender Pathologe eine so originelle Truppe, dass man sich schon auf eine Fortsetzung freut.

Der schlauste Mann der Welt

Der Roman „Der schlauste Mann der Welt“ von Andreas Eschbach handelt von Jens Leunich, der mit nur zwei Koffern in den schönsten Luxushotels lebt und um die Welt reist.
Geld Sorgen hat er eigentlich nicht, da er durch einen kuriosen Coup als junger Mann zu einem Vermögen gekommen ist. Daneben tut er eigentlich nichts, was er in gewisser Weise perfektioniert hat. In all seinem Müßiggang fängt Jens Leunich an, seine Geschichte, sowie seine (mehr oder minder) schlauen Lebensweisheiten aufzuschreiben. Dabei muss er sich tatsächlich, und ganz entgegen seiner Gewohnheiten, beeilen, den Jens Leunich hat nur noch 10 Tage zu leben …
Andreas Eschbach hat es geschafft, mit einem einzigen Protagonisten und einem simpel anmutenden Plot, eine charmante und extravagante sowie gleichzeitig skurrile und spannende Geschichte zu schaffen, die mich immer wieder zum Lachen, zum Nachdenken und zum Philosophieren gebracht hat.
Ob man allerdings Jens Leunich als „den schlausten Mann der Welt“ bezeichnen kann, oder eher als „größten Glückspilz“ klärt sich erst nach dem verblüffenden Ende der Lektüre.

Katharina Fuchs, Der Traum vom Leben

"Der Traum vom Leben " von Katharina Fuchs - gelesen und vorgestellt von Barbara Busch. Als begeisterte Leserin von Katharina Fuchs' Romanen habe ich natürlich auch ihren neuen Roman verschlungen. Die Handlung spielt in den 1990er Jahren.
Die 17jährige Luise wächst als "Landei" in einem Dorf in Ostfriesland auf. Morgens und abends Stallarbeit auf dem elterlichen Hof - dazwischen Frisieren im örtlichen Frisiersalon. Mit ihrer Körpergröße von 1,86m findet nicht nur sie selbst sich zu groß und dünn, sondern auch ihre Familie und Freunde, bis auf Nils. Sie verlieben sich, werden ein Paar - allerdings nur heimlich, da seine Familie Luise nie akzeptieren würde. Um diesem zerplatzten Traum der großen Liebe zu entfliehen, nimmt sie das
Angebot eines ehemaligen Starfriseurs an, mit ihm nach Paris zu gehen, um Models zu stylen. Und so beginnt für Luise ein neues Leben zwischen Topmodels, Mode, Nachtleben...
Es hört sich ein wenig nach einem modernen Märchen an, soll jedoch auf einer wahren Begebenheit beruhen.
Mir hat es Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen. Man bekommt Einblicke in diese doch so andere Welt der Mode. Sie schillert nicht nur, sondern hat auch ihre Schattenseiten: ständiges Hungern, Drogen, Alkohol...
Die Autorin beschreibt außerdem das Paris der 90er Jahre so fantastisch, dass man selbst Lust verspürt, diese wunderschöne Stadt zu besuchen.
Eine kurzweilige Lektüre zu einem interessanten Thema - wie man es von Katharina Fuchs kennt!

Martin Muser: Weil.

Manuel hat versucht zu vermitteln.
Selin hat versucht sich zu wehren.
Knut hat versucht den Fehler zu korrigieren.
Philipp hat versucht Hilfe zu holen.
Ester hat versucht zu fliehen.
Vergeblich.

Fünf Jugendliche wollen ein gemeinsames Wochenende verbringen, um für das Abi zu lernen. Sie machen sich auf den Weg raus aus der Stadt zu einem Ferienhaus. Unterwegs nehmen sie einen Anhalter mit, der ihnen jedoch schon bald durch seine blöden Sprüche und dummen Bemerkungen auf die Nerven geht. Als sie tanken müssen, lassen sie den jungen Mann einfach an der Tankstelle zurück. Auf der Weiterfahrt bemerken sie, dass die Tasche des Anhalters noch im Wagen ist und werfen diese kurzerhand aus dem Fenster. Ein gravierender Fehler.
Am nächsten Morgen steht der junge Anhalter zusammen mit zwei weiteren Männern vor der Tür des Ferienhauses und fordert seine Tasche zurück.
Was zunächst ganz harmlos mit dem kleinen Ausflug beginnt, schlägt schnell in einen packenden und emotionsgeladenen Psychothriller um. Martin Musers „Weil“ packt die Leser*innen sofort. Fragen nach Moral und Ethik werden laut und regen zum Nachdenken an. Ein sprachlich tolles Werk, nicht nur für Leser*innen ab 14 Jahren

Douglas Stuart: Young Mungo

Der 16-jährige Mungo wächst in der sehr maskulin geprägten Welt eines Glasgower Arbeiterviertels der 90er Jahre auf. Er ist viel zu sanft und zu hübsch für sein von Gewalt geprägtes Umfeld. Um ihn abzuhärten nimmt sein älterer Bruder Hamish ihn regelmäßig mit zu Straßenkämpfen gegen die verhassten Katholiken. Mungos große Schwester hat die Rolle der Mutter übernommen, die vor allem durch Abwesenheit glänzt und sich ihren neuen Bekanntschaften und dem Alkohol hingibt.
Doch dann tritt James in Mungos leben und der ist genauso zurückhaltend wir er und kümmert sich am liebsten um seine Brieftauben. Aus einer Bekanntschaft wird schnell eine intensive Liebe, die die beiden aus mehr als nur einem Grund geheim halten müssen.
Booker-Prize Gewinner Douglas Stuart beschreibt diese Welt ungeschönt und voller Härte. Gewalt, Hass und Homophobie prägen diesen Roman. Dabei ist aber nicht nur die verbotene Liebe zwischen den beiden jungen Männern ein kleiner Lichtblick, sondern auch die liebevoll ausgearbeiteten Nebencharaktere, die alle ihr ganz eigenes Päckchen in der Ära nach Margaret Thatcher zu tragen haben.

Trude Teige: Als Großmutter im Regen tanzte

Trude Teige erzählt die Lebens- und Liebesgeschichten dreier Norwegerinnen: Großmutter Tekla, Tochter Lilla und Enkelin Juni.
Juni zieht sich nach dem Tod der Mutter und Gewalterfahrungen in ihrer Ehe auf eine kleine norwegische Insel zurück. Dort will sie sich darüber klar werden, wie es mit ihrer Ehe weitergehen soll. Und sie beginnt, den Nachlass ihrer Großeltern und ihrer Mutter zu sichten.
Dabei stößt sie auf Fotos, die ihre Großmutter Tekla mit einem jungen deutschen Soldaten zeigen.
Neugierig geworden, beginnt sie die Lebensgeschichte ihrer Großmutter zu erforschen. Sie findet heraus, dass Tekla nach Kriegsende Otto, eben diesen jungen Soldaten, heiratet und mit ihm nach Deutschland geht. Zuhause wird sie als "Deutschenhure" beschimpft und man nimmt ihr die norwegische Staatsbürgerschaft.
Als die beiden nach einem langen, beschwerlichen Weg in Demmin, Ottos Heimatstadt im Osten Deutschlands, ankommen, müssen sie feststellen, dass dort Schreckliches geschehen ist. Ottos Familie lebt nicht mehr und das elterliche Gut wurde von den Russen in Besitz genommen.
Nur bis hierhin sei von Teklas noch langem Weg zurück nach Norwegen erzählt.
Juni, die auf der Insel Georg kennengelernt hat, begibt sich mit ihm weiter auf eine Spurensuche, die ihr einen gänzlich neuen und vieles erklärenden Blick auf das Leben sowohl ihrer Großmutter als auch ihrer Mutter ermöglicht.
Atemlos, entsetzt und immer wieder angerührt von dem, was das Leben ausmacht, habe ich dieses Buch nicht aus der Hand legen können.

Jochen Gutsch, Maxim Leo: Frankie

Frankie ist ein freier Straßenkater mit einem rauen Umgangston, der auf einer Müllhalde lebt und eigentlich ein richtiges Zuhause sucht. Auf einem seiner Streifzüge durchs Dorf trifft er auf den Schriftsteller Gold, der - aus Perspektive des Katers - mit einem Faden an der Decke spielt.
Tatsächlich versucht sich Gold mit einem Strick das Leben zu nehmen.
Das Prinzip „Faden spielen“ kennt Frankie, und so möchte er mitspielen. Das jedoch bringt Gold, während seines Suizidversuchs, so aus dem Konzept, dass er erst einmal davon ablässt.
Nach dieser Begegnung entwickelt sich zwischen den beiden eine zarte Freundschaft und die beiden werden zu ungleichen Hausgenossen.
Bis Frankie die psychische Labilität seines neuen Freundes begreift, erleben die beiden einige Abenteuer und fahren sogar gemeinsam nach „Hollywood“.
Frankie und Gold können miteinander sprechen und so entstehen im Zuge dieser ungewöhnlichen WG immer wieder skurrile und lustige Gespräche über menschliche Ideen und philosophische Konzepte, die Frankie mit dem Erfahrungshorizont eines Straßenkaters kommentiert.
Mir hat diese herzerwärmende Geschichte besonders gefallen, weil sie mich immer wieder zum Lachen und zum Nachdenken gebracht hat, und dabei das schwierige Thema Depression nicht verharmlost wird.
Dieser Roman schafft den Spagat zwischen einer leichten und amüsanten Geschichte, die zugleich voller Weisheit und Tragik ist.

Johann von Bülow: Roxy

"Roxy" von Johann von Bülow - gerade frisch erschienen, gelesen und für Sie vorgestellt von Barbara Busch.
Und wieder stelle ich Ihnen ein Buch eines Schauspielers vor. Diesmal ist es Johann von Bülow, den ich schon als Schauspieler sehr schätze und dessen Debütroman mich jetzt umgehauen hat. Vielleicht liegt es an den 80ern, die mir, wie seinem Protagonisten, noch so gut in Erinnerung geblieben sind oder es liegt an von Bülows Schreibstil, seinem Humor oder, oder...
Marc fährt zur Beerdigung seines Jugendfreundes Roy. Während dieser Fahrt lässt er diese Freundschaft Revue passieren. Eine Freundschaft zwischen zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein können. Während er selber in einer Reihenhaussiedlung aufwächst, stammt Roy, eigentlich Robert, aus einem Industriellenhaushalt und hat Geld ohne Ende. Sie freunden sich an und erleben in den 80ern eine Freundschaft mit Höhen und Tiefen, doch mit zum Teil unterschiedlichen Wegen.
Sie träumen von der Zukunft und finden sich u. a. in der Glamourwelt des "Roxy", einer Edeldisco, wieder. Sie sind im hier und jetzt, feiern das Leben, bis Carolin auftaucht und Entscheidungen getroffen werden müssen...
Dieser Roman gehört auf jeden Fall zu meinen Lesehighlights dieses Frühjahrs. Ich freue mich schon, Ihnen das Buch in der Buchhandlung vorzustellen und Sie mit meiner Begeisterung anzustecken.

Lexi Ryan: Court of Sun

"Court of Sun" ist der gelungene Auftakt zu einer neuen magischen
Romantasy-Diologie von Lexi Ryan. Schon auf den ersten Blick fesselt dieses Buch durch den tollen Farbschnitt und das Cover. Doch worum geht es? Unsere Protagonistin Abriella (genannt Brie) lebt - nachdem ihr Vater verstorben ist und die Mutter sich entschieden hat, die Kinder zu verlassen, um im Land der Fae zu leben - mit ihrer jüngeren Schwester Jas in großer Armut und kann nur durch Diebstähle das Leben bestreiten und die Miete zahlen. Jedoch ist nie genug Geld vorhanden und als sie dann eines Tages ihrer Tante die Miete nicht mehr zahlen kann, verkauft
diese kurzerhand Jas an den König der Fae. Brie, die die benachbarte magische Welt der Fae hasst, setzt nun alles daran ihre Schwester zu retten. Eine gefährliche Reise beginnt. Wem kann sie trauen? Wer ist Freund und wer ist Feind? Findet sie hier eventuell auch die große Liebe? Ständig tauchen neue Geheimnisse und Rätsel auf. Am Ende muss Brie eine Entscheidung treffen, doch ist diese richtig? Lexi Ryan hat hier tolle Charaktere in einer wunderbaren, teils düsteren Fae-Story erschaffen und ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil, der bereits im Juni 2023 erscheint.

Ewald Arenz: Die Liebe an miesen Tagen

Clara: verwitwet, Ende Vierzig, gerade arbeitslos geworden.
Elias: Schauspieler, um einiges jünger als Clara, Vater einer fast erwachsenen Tochter und halbherzig mit Vera liiert.
Diese beiden begegnen sich zum ersten Mal, als Elias und Vera das zum Verkauf stehende Haus von Clara und ihrem verstorbenen
Mann besichtigen. Schon bei dieser ersten kurzen Begegnung liefern die beiden sich witzige, hintersinnige Wortgefechte.
Als sie sich bei einer Premierenfeier zufällig wieder begegnen, ist ihnen ganz schnell klar, dass es ein ganz besonderes Band zwischen ihnen gibt. Auch wenn beide Vorbehalte unterschiedlichster Art haben, wird ein Paar aus ihnen.
Natürlich geht es nicht immer reibungslos und himmelblau weiter. Clara erhält ein Stellenangebot aus Hamburg, das sie nicht ablehnen kann. Elias ist für die nächsten zwei Jahre noch an sein Engagement gebunden. Für Clara kommt eine Fernbeziehung nicht in Frage. Sie trennt sich von Elias.
Als dieser kurze Zeit später sehr krank wird, wird ihr klar, wie viel ihr an Elias und einem gemeinsamen Leben mit ihm liegt. Doch nun ist er es, der sich nicht wieder auf Clara einlassen will. Mehr wird nicht verraten...
Ewald Arenz überrascht und verwöhnt mit originellen Rededuellen, großartigem Sprachwitz und zeichnet seine Figuren mit spürbarer Freundlichkeit und Zugewandtheit.
Auch die "Nebenrollen" sind großartig besetzt - der gnadenlos ehrliche Bruder, die demente Mutter und der weltfremde Vater, die fast erwachsene und lebenskluge Tochter.
Meine Empfehlung: einen Nachmittag freihalten und ab auf die Couch mit dem Buch.

Salah Naoura: Das Schloss der Smartphone-Waisen

In dem Kinderkrimi "Das Schloss der Smartphone-Waisen" von Salah Naoura leben Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani gemeinsam in einem Waisenhaus. Da jenes Waisenhaus baufällig geworden ist, suchen die Kinder und ihre Heimleiterin Marla Madelhuber ein neues Zuhause. Wie der Zufall es will, lernen die Kinder die sympathische alte Dame Hermine kennen, die sich als einsame Schlossbesitzerin entpuppt und gerne die Kinder bei sich aufnehmen würde. Die Lösung der Probleme scheint zum Greifen nah, wenn da nicht der Sohn von Hermine wäre, der bereits verkündet hat, dass er das Schloss zu einem Hotel umbauen möchte. Doch die Kinder sind entschlossen, einen Weg zu finden, um Hermines und ihre eigenen Wünsche wahr werden zu lassen...
Und so beginnt ein rasanter und witziger Kinderkrimi, in dem es um Entführung, Kunstdiebstahl und Erpressung geht, und dessen Handlungswendungen einen immer wieder zum Staunen bringen.

Als bemerkenswert hervorheben möchte ich, dass in der Geschichte weitgehend auf moderne Technik verzichtet wird. Begründet wird die Entscheidung der Kinder, auf Smartphones zu verzichten, mit ihrem Schicksal, denn alle Kinder sind sogenannte "Smartphone-Waisen", das heißt, ihre Eltern sind teils auf skurrile, teils auf lustige Weise verunglückt, weil sie durch ihr Smartphone abgelenkt waren. Was im ersten Moment tragisch klingt, ist eine der großen Stärken der Geschichte, da die Kinder so durch Nachdenken und Debattieren ihre eigenen Lösungen für die Herausforderungen finden.
Ich empfehle Ihnen diesen Kinderkrimi, weil er schwungvoll und warmherzig eine spannende Geschichte über Freundschaft, Abenteuer und Zusammenhalt erzählt. Und auch für Erwachsene ein kurzweiliges Lesevergnügen bietet.

Anna-Maria Caspari: Ginsterhöhe

In dem Roman "Ginsterhöhe" beschreibt die Autorin das Eifeldorf Wollseifen zwischen 1919 und 1949 anhand fiktiver Personen. Im Mittelpunkt steht der Bauer Albert Lintemann. Schwer traumatisiert und durch eine Granatenexplosion entstellt, kehrt dieser 1919 in sein Heimatdorf zurück. Seine Frau wendet sich entsetzt von ihm ab, doch sein Sohn und seine Eltern sind froh, ihn lebend wiederzusehen. Auch in der Dorfgemeinschaft wird er langsam wieder integriert. Das Dörfchen wird wieder lebendig und auch der Fortschritt kommt nicht zu kurz. Das Leben geht seinen Gang, doch mit der Ausbreitung des Nationalsozialismus gerät selbst in der ländlichen Eifel so einiges aus den Fugen, zumal dort in unmittelbarer Nähe die "Vogelsang", eine Reichsschulungsstätte, gebaut wird.
"Ginsterhöhe" beschreibt anschaulich sowohl das schwere, als auch karge Leben der Bauern nach dem ersten Weltkrieg. Gleichzeitig vermittelt die Autorin ein Stück Zeitgeschichte, geschickt verpackt in Tagebucheinträgen des Dorfschullehrers.
Die Autorin hat in ihrem ersten Roman für mich den richtigen Ton getroffen. Von Anfang an konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen, so fasziniert war ich von ihrer Erzählweise, den Protagonisten und der Schilderung der damaligen Zeit.
Gespannt erwarte ich ihren zweiten Eifelroman "Perlenbach", dessen Handlung in Monschau angesiedelt ist, und der im Juli 2023 erscheinen wird.

Benjamin Myers: Der längste, strahlendste Tag

Zum Jahresbeginn möchte ich Ihnen ein Buch mit einem sehr schönen Titel vorstellen: "Der längste, strahlendste Tag" von Benjamin Myers.
Lassen Sie sich von dem Titel aber bitte nicht täuschen. In diesem Band mit Erzählungen von Myers aus den letzten 15 Jahren geht es selten strahlend oder besonders schön zu. Vielmehr stehen mehr oder weniger alltägliche Geschichten über Männer im Vordergrund, die sich nicht immer klug verhalten, sich oft sehr brutal sich selbst oder anderen gegenüber zeigen und selten ihre zarte, emotionale Seite zum Vorschein kommen lassen. Dabei springt der Autor in der Zeit hin und her - mal spielt eine Geschichte zur Zeit der alten Römer, mal im Hier und Jetzt, mal ist sie zeitlos. Aber jede einzelne hat ihren ganz eigenen Stil und steckt voller Poesie, mag sie noch so kurz sein.
Ganz besonders gefällt mir die Erzählung "Snorri & Frosti". Die beiden Protagonisten lassen gemeinsam ihr Leben Revue passieren - in manchmal Godot-haften Dialogen - und gehen dabei so liebevoll und herrlich miteinander um, dass sie mir sehr ans Herz gewachsen sind und ich auch später noch ab und zu an die beiden denken musste.

Leila Slimani: Schaut, wie wir tanzen

Nachdem vor einiger Zeit meine Kollegin Daniela Wurth das Buch "Das Land der Anderen" von Leïla Slimani empfohlen hat, möchte ich Ihnen heute den zweiten Teil der Romantrilogie der Autorin ans Herz legen. Im ersten Teil wurde das Leben von Mathilde und Amine Belhaj beschrieben. "Schaut, wie wir tanzen" beginnt in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Slimani erzählt vom Leben der Kinder von Mathilde und Amine, von Aicha und Selim Belhaj. Die beiden wachsen durchaus privilegiert auf, da Mathilde und Amine nach mühevollen Jahren nun angesehen und wohlhabend sind. Aicha studiert im Elsaß Medizin, ist ehrgeizig und diszipliniert. Ihr Bruder hingegen tut sich schwer mit Schule und den Erwartungen, die sein erfolgreicher Vater an ihn hat. Und so kommt es, dass er in diesen umbruchreichen und unruhigen Zeiten seinen Eltern und den gesellschaftlichen Anforderungen den Rücken kehrt und sich einer Hippie-Komune anschließt. Nachdem Aicha nach Marokko zurückkehrt, lernt sie einen jungen Mann kennen, der Wirtschaftswissenschaften studiert und den alle nur "Karl Marx" nennen. All das geschieht vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Veränderungen in Marokko, einem Land, in dem die Schere zwischen Arm und Reich, Monarchie und Demokratie, gebildet und ungebildet, Mann und Frau unvorstellbar auseinanderklafft.

Leïla Slimani ist es gelungen, eine unglaublich spannende Familiengeschichte zu schreiben, die uns Lesern gleichzeitig einen Blick in ein gar nicht so fernes und doch so unbekanntes Land gewährt.

Martin Kordic: Jahre mit Martha

In meinem ersten Buchtipp möchte ich Ihnen "Jahre mit Martha" von Martin Kordic ans Herz legen.

Ludwigshafen in den späten 90er Jahren. Hier lebt Zeljko, von allen Jimmy genannt, mit seinen Eltern, dem großen Bruder und der kleinen Schwester in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Die Eltern sind aus Jugoslawien gekommen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Mutter hat mehrere Putzstellen, der Vater ist als Bauarbeiter oft auf Baustellen in ganz Deutschland unterwegs.
In dem Sommer, in dem Jimmy 15 Jahre alt ist, lernt er Martha kennen. Eine Heidelberger Professorin bei der seine Mutter putzt. Er übernimmt einen Ferienjob als Gärtner bei ihr. Und er verliebt sich in sie. Und sie sich in ihn(?). Die sommerliche Romanze gipfelt in einem Opernbesuch und einem einzigen Kuss. Danach hört Jimmy lange nichts von Martha.
Er kämpft sich ehrgeizig gegen alle Widrigkeiten durch die Schule, besteht sein Abitur und beginnt ein Studium in München. In dieser Zeit nimmt Martha wieder Kontakt zu ihm auf. Sie begleitet ihn unter anderem zur Beerdigung seines Großvaters nach Kroatien, ist die einzige, die an seiner Abschlussfeier an der Universität teilnimmt. Und doch bleibt es eine Beziehung, in der Jimmy alles preisgibt und Martha nichts.
Nach seinem Uniabschluss und seinem Karrierestart in einem jungen Unternehmen versandet der Kontakt zu Martha. Und irgendwann schaut er genauer auf seine „Laufbahn“ und beginnt sich selbst zu demontieren. Zeljko begegnet Martha noch einmal.

Martin Kordic schildert sehr eindringlich und fast durchgängig in einem heiteren Ton den Weg von Jimmy zu Zeljko.

Royce Buckingham: Im Zweifel für das Monster

Gruseliger Krimi vereint mit humorvoller Urban Fantasy

Der karrierebewusste Anwalt Daniel Becker bekommt eines Nachts Besuch von dem Monster, das während seiner Kindheit unter seinem Bett hauste und ihn nun um Hilfe bittet. Dem Monster wird ein brutaler Mord und dadurch ein Offenbaren der verborgenen Welt vorgeworfen. In der Hoffnung, das Monster für immer loszuwerden (und weil sein juristisches Intersse geweckt ist), willigt Daniel ein, das Monster vor einem übernatürlichen Gericht zu verteidigen. Daniel gelingt es, dass das Gericht seinen Monsterklienten für unschuldig erklärt, doch gleichzeitig nimmt der monströse Richter Daniel in die Pflicht, den wahren Mörder zu finden - und ein Scheitern scheint in diesem Fall keine Option zu sein...

Mir hat der Fantasy Krimi beim Lesen sehr viel Freude gemacht. Er ist gut durchdacht, spannend und präsentiert am Ende eine überraschende Auflösung. Die Urban Fantasy Seite erzählt von einer Parallelwelt, die in unsere Welt gut integriert ist und von vielen Fabelwesen mit alltäglichen (und zum Teil juristischen) Problemen bevölkert ist. Ich kann jedem, der Spaß an Urban Fantasy hat, diesen Krimi empfehlen.

Auch Fans von Ben Aaronovitch und Benedict Jacka werden mit diesem fantastischen Kriminalroman aus der Perspektive eines Juristen ihre Freude haben.

Arnaldur Indriðason: Wand des Schweigens

In der Kellerwand eines Einfamilienhauses wird mitten in Reykjavik eine eingemauerte Leiche gefunden. Die Kripo beginnt zu ermitteln, findet aber keine passende Vermisstenmeldung.
Die Geschichte ruft bei Eyglo, einem Medium und Bekannten des pensionierten Kommissar Konráð, ungute Erinnerungen wach. Zeitgleich beginnt der Kommissar mit seinen eigenen Nachforschungen, sowohl zu der eingemauerten Leiche, als auch zu den Hintergründen des Mordes an seinem Vater, der schon Jahrzehnte zurückliegt. Im Laufe der privaten Untersuchungen stellt sich Kommissar Konráð irgendwann die Frage, ob die eingemauerte Leiche im Zusammenhang mit seiner eigenen Familiengeschichte steht...
Der Kriminalroman "Wand des Schweigens" von Arnaldur Indriðason beginnt als "Haunted House"-Geschichte, um sich dann in einen düsteren und atmosphärischen Krimi zu wandeln. Die Perspektivwechsel der Charaktere sowie die Wechsel der Zeitebenen machen diese Geschichte zu einem abwechslungsreichen, spannenden und komplexen Kriminalroman. "Wand des Schweigens" ist der, in sich geschlossene, vierte Band über den pensionierten Kommissar Konráð.
Da die Fälle absolut eigenständig sind, können sie unabhängig voneinander gelesen werden.
Mein Fazit: ein fesselnder Island-Krimi mit überraschenden Wendungen, den ich jeder Krimi-Liebhaberin und jedem Krimi-Liebhaber empfehlen kann.

Silvia Moreno-Garcia: Der mexikanische Fluch

Mexiko 1950: Die junge Noemi genießt ihr Leben in der Stadt in vollen Zügen - tanzen, flirten und studieren. Bis sie einen verstörenden Brief von ihrer Cousine Catalina in die Finger bekommt. Catalina befürchtet, dass ihr Mann sie vergiften will und seine Familie sie nicht vom Anwesen lässt. Nachts hört sie Stimmen in den Wänden, die sie zu sich holen wollen.
Noemi beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen und Catalina die ärztliche Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigt und so macht sie sich auf in das Dorf und zu dem Anwesen, in dem ihre Cousine lebt. Aber dort ist es ganz anders, als Noemi sich das vorgestellt hat. Das uralte Haus ist sehr heruntergekommen und scheint noch nicht im 20. Jahrhundert angekommen zu sein. Auch das Dorf ist beinahe ausgestorben und die wenigen Bewohner raten ihr, den Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Sogar von einem Familienfluch ist die Rede...
Silvia Moreno-Garcia hat mit "Der mexikanische Fluch" einen Schauerroman erschaffen, der Emily Bronte oder Edgar Allan Poe in Sachen Atmosphäre und Spannung in nichts nachsteht. Das unheimliche Gefühl baut sich langsam und schleichend auf, bis die Geschichte sich vor gruseligen Ereignissen fast zu überschlagen scheint und man das Buch definitiv nicht mehr aus den Händen legen will. Gänsehaut garantiert!

Rory Power: Wilder Girls

"Du wirst dich verändern, wirst du auch überleben?"
Wilder Girls, der New York Times Bestseller von Rory Power, erzählt, wie sich Hettys Leben am Raxton-Mädcheninternat schlagartig verändert, als die Krankheit Tox ausbricht. Die Schülerinnen leben seit mehreren Monaten in Quarantäne, während sie auf die Entwicklung eines Heilmittels warten. In dieser Zeit verändert die Tox die Mädchen selbst, aber auch die sie umgebende Natur. Um dort zu überleben, braucht es gute Freundinnen! Genau solche hat Hetty in Reese und Byatt gefunden. Gemeinsam meistern sie den Alltag, bis eine von ihnen verschwindet. Rory Power lässt uns am Internatsleben mit all seinen schönen und grausamen Seiten teilhaben und fesselt mit einem spannenden Buch mit vielen unerwarteten Wendungen! (Wer sich gruselt oder wem explizite Beschreibungen von Krankheiten oder ähnlichem schnell zu viel werden, sollte aber unbedingt vorher die Triggerwarnung lesen.)

Cecilia Ahern: Alle Farben meines Lebens

Absolut faszinierend! Im Alter von 8 Jahren fängt Alice an, Farben an Menschen zu sehen - die sogenannte Aura. Blau steht für das Gefühl Traurigkeit, Rot für Wut usw. Diese Begabung macht sie zu einem "Freak". Sie vermeidet Berührungen mit anderen Menschen und versucht, sich mit einer Sonnenbrille gegen die Farben abzuschirmen. Von ihrer depressiven Mutter, die selbst nicht mit ihrem Leben klarkommt, kann sie keine Hilfe erwarten. Ihr kleiner Bruder Ollie wird von der Mutter total vereinnahmt. Der Vater hat die Familie schon lange verlassen und nur der große Bruder Hugh gibt ihr Halt. Sie versucht immer wieder, mit ihrer Begabung zurechtzukommen, opfert sich für ihre Mutter auf, beginnt, auf eigenen Füßen zu stehen und durchlebt jede Menge Höhen und auch wieder endlose Tiefen. Erst die Begegnung mit einem Mann, den keine Farben umgeben, dessen Gefühle sie demnach nicht "lesen" kann, bringt eine Wendung in ihr Leben.
Es ist faszinierend, von den Farben, die die Menschen umgeben, zu lesen. Die Beschreibung der "wabernden" Gefühle und die Emotionen, die die Menschen umgeben, werden so mitreißend und bildhaft wiedergegeben, dass man das Buch nicht aus den Händen legen kann. Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, es ist eines meiner Romanhighlights!

Celeste Ng: Unsre verschwundenen Herzen

Daniela Wurth empfiehlt in diesem tollen Leseherbst “Unsre verschwunden Herzen” von Celeste Ng. Bereits mit ihrem Roman “Kleine Feuer überall” hat mich die Autorin total begeistert. Mit ihrem großartigen Schreibstil hat sie eine fesselnde und zugleich erschreckende Dystopie erschaffen.

Unsere Geschichte spielt in Amerika in nicht allzu ferner Zukunft. Ein Land, indem nach einer schweren nationalen Krise ein Gesetz zur Wahrung der amerikanischen Kultur und Tradition verabschiedet wurde und das sich vor allem gegen China und Menschen mit asiatischer Herkunft richtet. Hier lebt der 12-jährige Bird (wie er liebevoll von seiner Mutter genannt wurde) mit seinem Vater auf dem College Campus. Seine asiatisch stämmige Mutter Margaret ist vor drei Jahren verschwunden und seitdem weigert sich sein Vater über sie zu sprechen und nennt Bird auch nur noch bei seinem richtigen Namen Noah. Der Junge lebt sehr zurückgezogen und verfolgt aufmerksam die Geschehnisse um ihn herum. Was ist mit seiner Mutter passiert und warum meldet sie sich nicht bei ihm? Menschen mit asiatischen Wurzeln werden im System tyrannisiert und ausgegrenzt und die Kinder teilweise aus den Familien geholt und zur Adoption freigegeben. All dies bewegt Noah bis er eines Tages einen Brief von seiner Mutter erhält und sich gegen alle Widrigkeiten auf die Suche nach ihr macht. Von Anfang an schließt man Noah ins Herz und leidet mit ihm.

In dem Roman geht  es um Liebe, Verlust, Hass, Verzweiflung, Sehnsucht, Widerstand, Wut und Hoffnung. Spannend werden hier die Handlungsstränge verknüpft und nur zu oft findet man Parallelen zur Realität. Ein absolut lesenswertes Buch!

Lauren Groff: Matrix

Marie ist eine uneheliche Tochter des Königshauses, doch wegen ihrer Größe und ihres unweiblichen Aussehens kommt sie für die Ehe nicht in Frage. Daher wird sie von der Königin Eleonore, die sie liebt und verehrt, wie nichts auf der Welt, als Priorin in ein verarmtes Kloster geschickt. Dort warten Hunger, Kälte und Einsamkeit auf Marie, die sich doch nur Freiheit und die Beachtung ihrer Königin wünscht. Durch geschicktes Handeln schafft sie es allerdings das Kloster, mit Hilfe der ihr bald nahestehenden Glaubensschwestern, nach ihren Vorstellungen und Visionen zu gestalten, um wenigstens an diesem Ort Freiheit und Selbstbestimmung als Frau zu erlangen.

Obwohl ich mit nur wenigen Erwartungen an diese Buch gegangen bin, hat es mich schließlich doch überzeugt und vor allem überrascht. Wie wir als Leser*innen Marie auf ihrem Weg begleiten und dabei vor allem ihre Gedankengänge nachvollziehen können ist sowohl spannend, als auch faszinierend. Trotzdem kann ich kaum in Worte fassen, warum mich diese Geschichte so fasziniert hat, der sorgfältig gewählte Schreibstil hat aber auf jeden Fall dazu beigetragen. Wem Geschichten wie „Die Tanzenden“ von Victoria Mas oder auch „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood gefallen haben, sollte auch dieser Geschichte dringend eine Chance geben.

Michael Brandner: Kerl aus Koks

Regelrecht verschlungen von Barbara Busch.

Schauen Sie sich das Cover an, dann wissen Sie sofort: dieses Buch muss gelesen werden. Wer kann diesem dreckverschmierten Jungen aus dem Kohlenpott widerstehen?

Michael Brandner ist nicht nur ein toller Schauspieler, sondern auch ein hervorragender Autor. In seinem Roman mit autobiografischen Zügen erzählt Brandner von Paul – einem Jungen, der in den 50er Jahren von seiner Mutter von Bayern ins Ruhrgebiet verfrachtet wird. Hier wächst er mit einem liebevollen Stiefvater, einer stets nörgelnden Mutter und jeder Menge Verwandten auf. Sein weiterer Werdegang ist besonders faszinierend. Er geht u. a. zum Bundesgrenzschutz, wird Bauzeichner, Tischler, Puppenspieler ... und schließlich Schauspieler. Genau wie seine Berufe wechseln auch seine Frauen und Wohnsitze. Er macht stets sein eigenes Ding, bis er am Ende doch die Liebe seines Lebens findet und nach Bayern zurückzieht.

Michael Brandners Schreibstil ist flüssig und schnörkellos, genau wie sein Protagonist Paul.

Ich habe mich köstlich amüsiert und bin komplett in die Geschichte eingetaucht. Dieses Buch kann ich einfach jedem empfehlen – es ist ein absolutes Leseerlebnis!

Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf

Zum Herbstbeginn nimmt Anke Bublinski Sie mit in die Sommerfrische der besonderen Art.

Herr Roth, eigentlich Anwalt, nimmt sich ein Sabbattrimester um ein Buch über den Werdegang seiner gut bürgerlichen Familie zu schreiben. Ein Sachbuch soll es werden, aber mit romanhaften Zügen. Und wo soll das besser gehen, als in der Abgeschiedenheit Niendorfs.

Er mietet sich für diese Zeit ein kleines Appartement und hat einen genauen Plan: jeden Tag ein paar Tonbänder von Zeitzeugen hören, ein paar Seiten schreiben, ab und zu an den Timmendorfer Strand fahren und sich abends ein Gläschen Wein gönnen. Aber wie das mit Plänen nun mal so ist, kommt es anders als Roth denkt. Sein Vermieter Breda (gleichzeitig Besitzer des örtlichen Spirituosengeschäfts und Strandkorbverleiher) hat einen Narren an ihm gefressen und folgt ihm auf Schritt und Tritt. Nach und nach zieht Breda Roth in seinen Bann aus Banalität, Langeweile und Alkohol und am Ende der drei Monate ist nichts mehr so, wie es für Roth einmal war.

„Ein Sommer in Niendorf“ von Heinz Strunk ist ein Roman über das Banale, das Alltägliche, den Wunsch nach Veränderung und die Schattenseiten der Orte, an denen andere Urlaub machen. Strunk schafft es, in die Abgründe normaler Menschen zu schauen und diese mit seiner schnodderigen, dreckigen und gleichzeitig poetischen Sprache präzise und greifbar zu beschreiben. Und ganz nebenbei hat es der Roman auf die Longlist für den deutschen Buchpreis 2023 geschafft.

Ivar Leon Menger: Als das Böse kam

Die 16-jährige Juno lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder auf einer einsamen Insel, abgeschirmt von der Außenwelt und das Festland ist nur in der Ferne zu erahnen. Und das ist auch gut so, denn dort lauert das Böse - Fremdlinge, die sich an Junos Vater rächen wollen. Von klein auf haben die Kinder gelernt, sich unsichtbar zu machen und sich in Gefahrensituationen im Schutzraum zu verstecken.
Die Familie lebt von dem, was sie auf der Insel finden, Fischen und dem, was der Vater ab und zu auf dem Festland besorgt.
Doch eines Tages ist Juno unvorsichtig und bringt damit nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern stellt alles, woran sie bisher geglaubt hat, auf den Kopf.

"Als das Böse kam" ist Ivar Leon Mengers Debütroman, voller spannender und unerwarteter Wendungen und rasant erzählt. Nichts ist so, wie es scheint in dieser erst dystopisch anmutenden Welt und die Auflösung dieses Thrillers hat mich noch länger beschäftigt.

Tove Alsterdal: Sturmrot

Der neue schwedische Kriminalroman „Sturmrot“ von Tove Alsterdal ist bereits 2020 mit dem Preis „bester schwedischer Kriminalroman“ und 2021 mit dem skandinavischen Krimipreis ausgezeichnet worden.
Seit Mitte Juli 2022 ist er, in der deutschen Übersetzung bei uns, in Ihrer Buchhandlung Marabu, erhältlich und seit ca. 3 Wochen auch auf der Spiegel Bestsellerliste zu finden.

Olof hat mit 14 Jahren den Mord an Lina, einem Nachbarmädchen, gestanden. 23 Jahre später fährt er aus Neugierde an seinem alten Elternhaus vorbei und findet dort seinen Vater ermordet vor.
Die Polizistin Eira Sjördin, die im selben Dorf aufgewachsen ist wie Olof, fängt an den Fall zu untersuchen. Während ihrer Ermittlungen zum aktuellen Fall, findet sie neue Hinweise zum Cold Case Lina, die auch mit ihrer eigenen Vergangenheit verwoben sind ...
„Sturmrot“ ist ein ruhiger, atmosphärisch dichter und spannender Krimi über Schuld, Erinnerungen und Familie in einem kleinen schwedischen Dorf.
Die Stimmung in „Sturmrot“ fand ich unaufgeregt, dafür unerbittlich intensiv und düster.
Von Bullerbü oder Mittsommer-Romantik ist in diesem Krimi nichts zu finden, dafür überzeugten mich die Protagonisten, das malerische und gleichzeitig verarmte Mittelschweden als Schauplatz, sowie die beiden, gut durchdachten, spannend miteinander verwobenen Fälle.
„Sturmrot“ ist der Auftakt einer Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjördin. Der zweite Teil wird „Erdschwarz“ heißen und kommt bereits Ende Oktober 2022 in den deutschen Buchhandel. Der dritte Teil „Nebelblau“ ist für Ende April 2023 angekündigt.

Christiane Wünsche: Wir sehen uns zu Hause

"Wir sehen uns zu Hause" von Christiane Wünsche - gelesen und für absolut empfehlenswert gehalten von Barbara Busch. Das Ehepaar Anne und Peter plant wie jedes Jahr eine Tour mit ihrem alten Wohnmobil. Doch mitten in den Vorbereitungen erleidet Peter einen Herzinfarkt. In ihrer Trauer gefangen beschließt Anne, die Tour trotzdem durchzuziehen; doch sie fährt nicht, wie geplant, nach Skandinavien, sondern spontan in Peters alte Heimat. Mit einem alten Schuhkarton voll mit vergilbten Fotos im Gepäck macht sie sich auf, um Licht in Peters Vergangenheit zu bringen. Peter hat nie etwas von sich oder seiner Familie in der DDR erzählt. Auch dorthin zu reisen, war für ihn nie eine Option. Was wird Anne dort erwarten?
Zuerst geschockt zeigen sich Anne und ihre erwachsene Tochter Alina trotz der Trauer im Nachhinein überwältigt von der Lebensgeschichte Peters und fangen an, ihren Mann und Vater mit anderen Augen zu sehen.
Auch in Christiane Wünsches neuem Roman geht es um Familiengeheimnisse, die erst nach Jahrzehnten ans Tageslicht kommen.


Dieser Roman lebt von den bildhaft beschriebenen Szenen und Charakteren und jedes Kapitel wird aus einer anderen Perspektive erzählt, sodass man sich hervorragend in die einzelnen Protagonisten hineinversetzen kann.
Alles in allem wieder ein hervorragender Roman von Christiane Wünsche, der ihren vorherigen Werken in nichts nachsteht.

Jan Müller, Rasmus Engler: Vorglühen

Aus dem Oberbergischen nach St.Pauli!
Skurril, spaßig und etwas nostalgisch, das alles ist "Vorglühen" von dem Autoren Duo Jan Müller und Rasmus Engler. Der Leser begleitet den jungen Albert Bremer aus dem Oberbergischen dabei, wie er sich im Hamburg der 90er Jahre zurecht findet und die Musikszene für sich entdeckt. Eigentlich war ein Studium und eine kleine Wohnung im langweiligen Barmbek für ihn vorgesehen, doch nach einer wilden Nacht mit skurrilen Persönlichkeiten, Unmengen an Bier und Aprikosengeist findet sich Albert in einer WG mit neuen Freunden und als Gitarrist einer Punk Band wieder. Auf dieses chaotische Erlebnis folgen viele weitere und so ist das Buch voll von exzessiven Nächten, von Rausch und Begeisterung, von Freundschaft, Liebe, Verrat und Enttäuschung.
Diese Reise in die Hamburger Schule mit ihren aberwitzigen Charakteren und alkohlgeschwängerten Nächten und Tagen ist ein riesiges Lesevergnügen und für mich ein absolutes Highlight!

Anna Woltz: Nächte im Tunnel

London 1940. Dies ist der Schauplatz für Anna Woltz’s neuen Roman "Nächte im Tunnel”.

Die vielfach ausgezeichnete niederländische Autorin ist eine starke Stimme im Kinder- und Jugendbuch und auch mit ihrem neusten Roman ist ihr ein grandioses Werk gelungen. Jeden Abend sind die Einwohner Londons aufgefordert, sich für die Nacht einen Schlafplatz in einem der vielen U-Bahnhöfe zu suchen, um den Bombenangriffen zu entfliehen. Auch Ella und ihr kleiner Bruder Robbie liegen mit ihrer Familie Nacht für Nacht dicht gedrängt mit unendlich vielen anderen Schutzsuchenden in den muffigen Gängen. Dort lernen sie Jay kennen, der ganz auf sich alleine gestellt ist und sich mit kleinen Betrügereien über Wasser hält. Dann ist da noch Quinn, die vom Landsitz ihrer adligen Familie abgehauen ist, um in der großen Stadt zu arbeiten und zu helfen. Die Vier erzählen sich gegenseitig ihre Geschichten und freunden sich an. Sie reden aber auch über ihre Träumen und dem Leben nach dem Krieg und selbst ein schreckliches Ereignis bringt sie nicht auseinander.

Beeindruckend schreibt Anna Woltz über die Gefühle, Träume und Sehnsüchte der Kinder und Jugendlichen. Mit ihrem tollen Schreibstil und ihren detaillierten Beschreibungen schafft sie einen atmosphärischen Roman, den man nicht aus der Hand legen kann. Empfohlen für Jugendliche ab 14 und jeden, der Lust auf eine packende Freundschaftsgeschichte hat, die in Zeiten des Krieges spielt.

Sarah Sprinz: In unserem Universum sind wir unendlich

Unglaublich ergreifend und toll geschrieben ist der neue Roman „In unserem Universum sind wir unendlich“ von Sarah Sprinz. Im Mittelpunkt steht die große Liebe zwischen Ansel und Emil. Von Beginn an ist klar, dass Emil sterben wird, da er an einem inoperablen Hirntumor leidet. Sarah Sprinz schafft es jedoch von der ersten Seite an mit viel Gefühl und toll ausgearbeiteten Charakteren die Leser*innen in ihren Bann zu ziehen. Für Ansel ist nur noch wichtig, Emil den letzten großen Traum zu erfüllen und nach Schottland zu reisen. Die Beiden machen sich auf zu ihrem Roadtrip und man durchlebt mit ihnen alle Höhen und Tiefen. Lachen, Freude, Besorgnis, Leichtigkeit und Lebenslust, aber auch Trauer und Verlust begleiten durch das Buch. Absolut lesenswert!

Mariana Leky: Kummer aller Art

Nach ihrem großen Erfolg mit "Was man von hier aus sehen kann" vor ein paar Jahren, war ich sehr gespannt auf den neuen Roman von Mariana Leky. Der Titel "Kummer aller Art" beschreibt den Inhalt des Buches dabei auch schon perfekt.
Es handelt sich um viele kleine Geschichten über die Bekannten, Freunde und Verwandten der Erzählerin und um deren alltäglichen und doch bedrückenden Probleme. Von Liebeskummer über Schlaflosigkeit, Traurigkeit und dem Hadern mit der Vergänglichkeit porträtiert die Autorin die Lebenslagen mit liebevoll charakterisierten Personen, wie dem Cafebesitzer Achim, dem Nachbarn Herrn Pohl mit seinem Hund Lori oder dem Psychoanalytiker Ulrich. Beim Lesen denkt man an seine eigenen Lieben und eigenen Probleme und wird von dem für die Autorin typischen Schreibstil und der großen Portion Hoffnung durch die Seiten getragen.
Ein nicht nur klug und humorvoll geschriebener Roman der allen Leky Fans und Liebhabern von leichten und doch tiefgründigen Lesestunden gefallen wird, sondern auch ein tolles Geschenk für jeden, der etwas Mut und Zuversicht in Form eines Buches verschenken möchte.

Susanne Abel: Was ich nie gesagt habe

Nachdem ich von „Stay away from Gretchen" schon absolut begeistert war, war es ein Muss für mich, den 2. Band ebenfalls zu lesen.
In „Was ich nie gesagt habe" erzählt Susanne Abel auch hier in zwei Erzählebenen zum einen die Lebensgeschichte von Toms Vater Konrad und zum anderen widmet sich die Autorin Tom und seiner Mutter Greta in der heutigen Zeit. Dabei knüpft sie direkt an den Vorgängerband an.
Die Kapitel um die Biographie des Vaters im 1. Erzählstrang haben mich umgehauen. Wie Greta wächst Konrad in der NS-Zeit und dem 2. Weltkrieg auf und wird von der Ideologie mitgerissen. Doch auch die Nachkriegszeit, in der er Greta kennenlernt, hat mich absolut in ihren Bann gezogen.
Im 2. Erzählstrang findet Tom durch einen Zufall heraus, dass er einen Halbbruder väterlicherseits hat – er recherchiert weiter und kommt ziemlich ungeheuerlichen Machenschaften auf die Spur.
Trotz der schweren Kost, die Susanne Abel ihren Lesern „zumutet", kommt der Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz, was vor allem an ihrer erstklassigen Erzählweise liegt. Die Sogwirkung dieses Romans lässt einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Wer den 1. Teil gelesen hat, wird vom 2.Teil nicht minder begeistert sein.
Das Buch wird auf jeden Fall zu meinen Lesehighlights 2022 gehören.

David Safier: Miss Merkel - Mord in der Uckermark

Wer sich schon immer gefragt hat, womit sich unsere Ex-Bundeskanzlerin in ihrem (Un-)Ruhestand beschäftigen könnte, bekommt in diesen zwei Bänden vom Autoren David Safier eine humorvolle Antwort.
Im ersten Band „Miss Merkel – Mord in der Uckermark“ zieht Angela Merkel nach ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin mit ihrem Ehemann, Hund und Bodyguard in die schöne, verträumte Uckermark und findet dort zufällig ihren ersten Kriminalfall. Der eitle Schlossherr wird tot in seinem Weinkeller aufgefunden und während die örtliche Polizei gerne an einen Selbstmord glaubt, fängt Miss Merkel an zu ermitteln…
Im zweiten Band „Miss Merkel – Mord auf dem Friedhof“ stolpert Angela Merkel unverhofft auf dem Friedhof über ihren nächsten Fall. Der Friedhofsgärtner ist kopfüber begraben worden und alle Verdächtigen kommen aus dem Bestatter-Milieu. Zudem lernt Miss Merkel während ihrer Ermittlungen einen charmanten, älteren Herrn kennen…
Die beiden Bücher über die Ermittlungen der skurrilen Miss Merkel und ihrem ebenso komischen Gefolge, sind leichte und humorvolle Krimis, die sich mit ihrer Kunstfigur „Miss Merkel“ selbst nicht allzu ernst nehmen, einfach Spaß beim Lesen und Mitraten machen und die mit jeder Menge witzigen Seitenhieben auf die Politik gewürzt sind.
Ich kann jedem die Miss Merkel Bücher empfehlen, der einen heiteren und luftig-leichten Sommerkrimi sucht.

Don Winslow: City on Fire

„City on Fire“ Don Winslows fulminanter Auftakt zu einer spannenden Mafia-Trilogie.
1986, Rhode Island, USA. Dort beherrschen zwei Clans, die italienische Familie Moretti und die irische Familie Murphy, das Leben auf den Straßen. Sie haben die Geschäfte unter sich aufgeteilt, die Einen haben das Glückspiel und die Prostitution, die Anderen die Docks und die Gewerkschaften. Jahrelang leben sie friedlich miteinander, bis eines Tages ein Moretti einem Iren die Frau ausspannt und sich alles verändert. Ein erbitterter Kampf beginnt.
Don Winslow ist hier wieder einmal ein authentischer, actionreicher Thriller gelungen, der Hass, Wut, Korruption, Drogen, aber auch Liebe, Freundschaft und Familie vereint. Ich habe bereits viele Thriller von Don Winslow gelesen oder gehört und war erneut total begeistert. Darüberhinaus ist auch das Hörbuch gelesen von Dietmar Wunder (der deutschen Synchronstimme von Daniel Craig) absolut empfehlenswert.

Taylor Jenkins Reid: Daisy Jones & The Six

Ein Muss für alle Musikliebhaber!
In diesem außergewöhnlich geschriebenen Roman geht es darum, wie die ehrgeizige Daisy und die aufstrebende Rockband „The Six“ zusammen kommen, erfolgreich werden und gemeinsam Musik machen. Gleichzeit geht es aber auch um Liebe, Freundschaft, den Umgang mit Erfolg, Sucht, das Finden von sich selbst und noch so viel mehr. Das Buch ist geschrieben wie eine Dokumentation, in der jedes Bandmitglied seine Sicht der Geschichte unverfälscht schildert und der Leser in die Rolle des Zuhörers schlüpft, der gespannt von Person zu Person springt.
Inzwischen kann ich sagen, dass mir alles, was Taylor Jenkins Reid schreibt, uneingeschränkt gut gefällt. Doch dieses Buch hat es mir besonders angetan! Es gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern und ich wünschte, dass es diese Band wirklich geben würde. Durch die besondere Schreibweise erwachen die Charaktere regelrecht zum Leben und machen dieses Buch zu einem absoluten Pageturner mit Suchtfaktor. Für mich vereint dieses Buch perfekt meine Liebe zur Musik und zur Literatur!

Pip Williams: Die Sammlerin der verlorenen Wörter

"Manche Wörter sind wichtiger als andere – das habe ich gelernt, als ich im Skriptorium aufwuchs. Aber ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, warum das so ist.“
Ende des 19. Jahrhunderts wächst Esme in einer Welt voller Wörter auf – ihr Vater ist Lexikograph und arbeitet am ersten Oxford English Dictionary und Esme ist immer mit dabei. Sie lernt mit den kleinen Zetteln, auf denen die Wörter stehen, die ins Wörterbuch aufgenommen werden sollen, lesen, sitzt bei ihrem Vater im Skriptorium unterm Schreibtisch und darf ihm bei kleinen Dingen helfen. Eines Tages findet einer dieser Zettelchen den Weg zu ihr: „bondmaid – leibeigene Magd“. Ein Wort, das völlig neu für sie ist und nicht in das Wörterbuch auf genommen werden soll. Je älter sie wird, desto mehr Wörter gelangen in ihren Besitz, weil sie niemand haben möchte und Esme sammelt sie in einer großen Kiste - dem „Lexikon der verlorenen Wörter“. Und ihr fällt auf, dass bestimmte Wörter es gar nicht ins Oxford English Dictionary schaffen werden, Wörter, die ihre beste Freundin, eine Magd benutzt. Es sind Wörter der Unterschicht und Wörter, die Frauen benutzen und so beginnt Esme diese nicht beachteten Wörter aufzuschreiben. Jedes Wort, das sie neu lernt, bekommt einen eigenen Zettel, wie es ihr Vater ihr beigebracht hat und wird Teil des „Lexikon der verlorenen Wörter“.
Pip Williams Roman „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ ist eine Liebeserklärung an die Sprache – vor allem die englische - und an die Menschen, die schnell übersehen werden. Er rückt die Frauen in den Mittelpunkt, deren Beitrag am ersten Englischwörterbuch so wichtig war.
Und er gewährt uns einen tollen Einblick in die faszinierende und lange Geschichte der Entstehung des Wörterbuchs - immerhin verging zwischen dem Erscheinen des ersten und des letzten Bandes mehr als 40 Jahre.

Jan Weiler: Der Markisenmann

Worum es in diesem Buch geht, sieht man schon auf dem Cover: Markisen! Genau genommen sind es 3406 Markisen in 2 unterschiedlichen Mustern: Kopenhagen und Mumbai. Verkauft werden diese zwar sehr systematisch, jedoch zumeist erfolglos von Ronald Papen, dem Markisenmann. Er wohnt in Duisburg-Ruhrort in einem abgelegenen Gewerbegebiet in einer Lagerhalle mit eben diesen Markisen. Seine Freunde leben ebenfalls in diesem Gewerbegebiet und sie beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit Fußball, Wetten und Skat. Außerdem ist Papen der Erzeuger von Kim. Die 15jährige wohnt in Köln und hat keinerlei Kontakt zu ihrem leiblichen Vater. Nach einem Grillunfall, den sie verschuldet hat, beschließen die Mutter und der Stiefvater, Kim nicht mit in den Urlaub zu nehmen, sondern schieben sie zu ihrem Vater nach Duisburg ab. So findet sich Kim in der Lagerhalle zwischen Markisen und einem ihr unbekannten Vater wieder. Sie ist geschockt, arrangiert sich jedoch mit der Situation, lernt seine Freunde kennen und begleitet ihren Vater letztendlich bei seinen Verkaufstouren durch das Ruhrgebiet und versucht mit kreativen Methoden den Verkauf der Markisen anzukurbeln. Auf diesen Touren lernen sich Vater und Tochter immer besser kennen, sodass Papen ihr schließlich seine, für mich unvorstellbare Lebensgeschichte erzählt. Er berichtet von seiner Jugend, seinem Verhältnis zu ihrer Mutter und dem Stiefvater und was es mit diesen 3406 Markisen auf sich hat.
Jan Weiler ist mal wieder ein besonderes Buch mit besonderen, zum Teil auch skurrilen Protagonisten gelungen. Dieses Buch lässt sich nicht so einfach in eine Schublade stecken. Doch wer Romane mit unvorhersehbarem Ende und Familiengeschichten mit Geheimnissen mag, ist hier genau richtig.

Carmen Capiti: Die Aventüren der Bonnie Bahookie

Glenna führt ein sehr beschauliches Leben in einem kleinen idyllischen Ort in Irland. Zusammen mit ihrer Tochter Dorothy führt sie ein gut laufendes und beliebtes Bed and Breakfast.
Der Haken an der Sache ist allerdings, dass Glenna gar nicht ihr Name ist, sie eigentlich Bonnie Bahookie heißt, magischen Whisky brennen kann, 117 Jahre alt ist und ihre 90 jährige Tochter gar nicht weiß, dass Bonnie ihre Mutter ist.
Als Dorothy kurz vor Samhain (Halloween) stirbt hat Bonnie Angst, dass ihre Seele nicht zur Ruhe kommen kann und sie unternimmt alles was in ihrer Macht steht um das zu verhindern.
Unterstützt wird sie dabei von ihrem sprechenden Tattoo, das ihr immer, auch in unpassenden Momenten, mit Rat und Tat zur Seite steht und von ihrem magischen Whisky mit dem sie die Wahrnehmung anderer beeinflussen kann. Dafür muss sie aber immer eine Erinnerung opfern.
"Die Aventüren der Bonnie Bahookie" ist ein liebevoller und kurzweiliger Urban-Fantasy Roman der vor allem durch die sehr kluge und unerschütterliche Bonnie zu überzeugen weiß. Bonnies Erinnerungen an die 20er Jahre in Paris sind fesselnd und lassen einen das wilde Treiben miterleben.
Und auch Fans keltischer Mythologie kommen nicht zu kurz.

Margje Woodrow: Truth - Bist du bereit für die Wahrheit?

"Truth - Bist du bereit für die Wahrheit"?
Der neue Thriller, nicht nur für Jugendliche, von der niederländischen Autorin Margje Woodrow hat mich von der ersten Seite an gefesselt.
Juuls Bruder Milan ist kürzlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen und in der Familie ist nichts mehr wie vorher. Ihre Mutter ist seitdem in psychiatrischer Behandlung und glaubt auch nicht an einen Unfall. Zuhause darf über ihren Bruder nicht gesprochen werden, all seine Sachen wurden auf den Dachboden verbannt und noch nicht einmal sein Name darf erwähnt werden. Juul geht jedoch regelmäßig zum Grab ihres Bruders und spricht mit ihm. Dort hat jedoch eines Tages jemand in die frische Erde Truth + Dare = Wahrheit geschrieben. Das war immer Milans Lieblingsspiel. Außerdem erhält sie einen Umschlag mit ihrer ersten Aufgabe, die sie erfüllen muss, um die Wahrheit über Milans Tod zu erfahren. Ihr erster Impuls ist zur Polizei zu gehen, jedoch macht der/die anonyme Schreiber*in deutlich: Keine Polizei! Ich sehe, höre, weiß alles. Juul lässt sich darauf ein, aber natürlich bleibt es nicht bei dieser einen Mutprobe und die weiteren werden zunehmend gefährlicher. Wird sie es schaffen?
Margje Woodrow ist ein wirklich spannender Thriller gelungen und ich freue mich schon auf ihre nächsten Werke.

Andrea Sawatzki: Brunnenstraße

Andrea Sawatzki, bekannt als Schauspielerin und Autorin eher humorvoller Bücher, hat mit diesem Buch ihre Kindheit preisgegeben. 1963 wurde sie als uneheliches Kind einer Krankenschwester und des bekannten Journalisten Günther Sawatzki geboren. Bis zum Alter von 8 Jahren wuchs sie bei ihrer Mutter auf, stets von wechselnden Menschen betreut, da die Mutter arbeiten musste. Das war der glückliche Teil ihrer Kindheit. Nach dem Suizid der Ehefrau Sawatzkis zogen die Mutter und Andrea zu ihm. Andrea hoffte, dass so die Mutter mehr Zeit für sie hätte. Doch es kam anders als erwartet. Der Vater war hoch verschuldet, arbeitslos und krank: Diagnose Alzheimer. Der Zustand des Vaters verschlimmerte sich rapide. Die Mutter übernahm Nachtschichten und überließ Andrea mehr oder weniger die alleinige Pflege des Vaters. Nach der Schule versuchte sie den Vater zu besänftigen, damit er die Mutter nicht weckte und nachts, damit er nicht weglief oder ähnliches "anstellte". Andrea war verständlicherweise mit dieser Betreuung komplett überfordert, hatte keine Freunde, schlechte Zensuren und schlicht und ergreifend keine Kindheit. Doch nicht nur die Betreuung, sondern auch die Körperpflege überließ die Mutter der Tochter. Sie schnitt ihm die Nägel und Haare, badete ihn und, als er nicht mehr wusste, wie man die Toilette benutzte, musste sie stets und ständig hinter ihm her wischen. So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich bald nichts sehnlicher als seinen Tod wünschte. Doch selbst die Ohrfeigen und Prügel des Vaters konnten das Kind nicht so weit bringen, ihn mit einer Überdosis Tabletten zu töten. Dieses Buch liest man nicht mal so eben weg. In kleinen Episoden beschreibt Andrea Sawatzki die fortschreitende Demenz ihres Vaters und was diese mit ihr und auch ihrer Kindheit gemacht hat. Das Buch hinterlässt mich fassungslos und lässt mich Andrea Sawatzki mit ganz anderen Augen sehen.
Da ich von diesem Buch so gefesselt war, habe ich mir auch das von ihr selbst gesprochene Hörbuch angehört und war begeistert, wie sie es geschafft hat, den Inhalt gleichermaßen packend und berührend herüberzubringen.
Fazit: unbedingt lesen oder hören!

Mona Kasten: Lonely Heart

Als Großer Fan der Woodshill Reihe von Mona Kasten, war ich mehr als begeistert als ich erfuhr, dass es endlich etwas neues der Autorin gibt!
Lonely Hearts ist der Auftakt einer neuen Reihe und sowohl für Liebhaber der Woodshill-, als auch der Maxton Hall Reihe genau das Richtige.
Wir begleiten die junge Rosie, die sich mit ihrer eigenen Webradio-Show einen Traum erfüllt hat und nun die Chance bekommt ihre absolute Lieblingsband - Scarlet Luck - zu interviewen. Doch das Interview geht schief und auf einmal muss sich Rosie nicht nur einer ganze Menge Hass auf den sozialen Netzwerken stellen, sondern auch damit klarkommen, dass sie sich vor ihren großen Idolen blamiert hat. Glücklicherweise bleibt es aber nicht bei dieser einen Begegnung und Rosie bekommt die Möglichkeit der Band und vor allem dem verschlossenen Adam zu zeigen, wie sie wirklich ist.
Ein Buch mit einer ganz herzerwärmenden Liebesgeschichte, einer großen Portion Showbiz und auch der ein oder anderen Intrige.
Ich habe mich erneut in den fließenden und vor allem realistischen Schreibstil von Mona Kasten verliebt und bin nur so durch die Seiten geflogen. Eine ganz große Empfehlung für jeden New Adult Fan, der Lust auf eine tiefgründige und doch unterhaltsame Rockstar Geschichte hat.

T.J. Klune: Das unglaubliche Leben des Wallace Price

Das Leben des Anwalts Wallace Price dreht sich eigentlich nur um drei Dinge: Arbeit, Erfolg und Wallace Price. Bis er eines Tages einfach tot umfällt und sich auf seiner eigenen, sehr trostlosen und wenig besuchten Beerdigung wiederfindet. Dort stellt sich ihm seine Sensenfrau Mei vor, die ihn, nicht ganz widerstandslos, zu einer kleinen, schnuckeligen Teestube mitten im Nirgendwo bringt. Wallace erfährt, dass diese Teestube die Zwischenwelt bildet und der nette Verkäufer Hugo nicht nur den perfekten Tee für ihn auswählen kann, sondern auch sein Fährmann aus dem Diesseits ist. Zusammen mit seinem Opa und seinem Hund (beides Geister) bereitet er Wallace auf den nächsten Schritt vor. Aber Wallace ist noch lange nicht bereit sich damit abzufinden.

T.J. Klune hat dem Thema Tod eine gehörige Prise Humor verliehen, ohne dabei zu überdrehen oder gar ins Alberne abzurutschen. Gerade das Zusammenspiel zwischen Wallace und Hugos Opa Nelson, der sehr viel erfahrener als Geist ist, ist wirklich herzallerliebst. Allerdings werden auch die schweren Themen Verlust, Trauer und Angst nicht ausgespart und gerade zum Ende des Buches hin musste ich die ein oder andere Träne verdrücken.

Arno Strobel: Mörderfinder - Die Macht des Täters

Arno Strobel „Mörderfinder - Die Macht des Täters“
Wieder ein neuer absolut spannender Thriller von Arno Strobel.
Erneut ermittelt Max Bischof, der Fallanalytiker, der nicht mehr für die Polizei, sondern als Dozent an der Polizeihochschule tätig ist. In seinem zweiten Fall wird er von einer ehemaligen Kollegin um Hilfe gebeten. Ihr Neffe hat Selbstmord begangen, nachdem er eines Mordes beschuldigt wurde. Er konnte sich an nichts erinnern, aber die Beweise sprachen gegen ihn. Trotzdem glaubt sie an seine Unschuld. Max Bischoff fängt an zu ermitteln und es geschehen weitere Morde. Alles äußerst dubios und spätestens als Max Bischoff selber ins Visier des Täters gerät, legt man das Buch nicht mehr aus der Hand. Arno Strobel gelingt es wieder einmal perfekt, den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite aufrecht zu halten. Und wenn man selbst meint, die Lösung gefunden zu haben, gibt es natürlich Wendungen, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen . Als es am Ende richtig dramatisch wird, kommt es doch zu einem komplett unerwarteten Schluss. Genau das lieben die Leser an den Thrillern von Arno Strobel und sowohl ich, als auch seine Leserschaft können es kaum erwarten, den dritten Fall zu lesen und mitzufiebern.

Elizabeth Lim: Die sechs Kraniche

Lange habe ich dem neuen Fantasyroman “Die sechs Kraniche” von Elizabeth Lim entgegengefiebert und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Wieder einmal ist der Autorin ein großartiger Roman gelungen.
Die Protagonistin, Prinzessin Shiori, wird kurz von ihrer Hochzeit von ihrer bösen Stiefmutter verflucht und ihrer Magie beraubt. Zudem verwandelt sie Shioris sechs Brüder in Kraniche und Shiori selbst verpasst sie eine Holzschale auf den Kopf und verdammt sie zum Schweigen. Für jedes Wort, das ihr über die Lippen kommt, stirbt einer ihrer Brüder. Wird sie es schaffen ihre Brüder zu retten, die Stiefmutter zu vernichten und in ihr Königreich zurückzukehren? Eine aufregende Suche mit vielen spannenden Wendungen beginnt.
Elizabeth Lim erschafft nicht nur eine tolle Protagonistin, sondern auch Shioris Freundschaft mit dem magischen Papierkranich oder ihre Begegnung mit dem Drachen Seryu machen diesen Roman zu einem fantastischen Lesevergnügen.
Bemerkenswert ist auch das schön gestaltete Cover mit dem tollen Goldschnitt. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Band, der im Januar 2023 erscheinen wird.

Charlotte McConaghy: Wo die Wölfe sind

Packend und atmosphärisch, brutal und einfühlsam!
Das alles ist das neue Buch der Australierin Charlotte McConaghy, "Wo die Wölfe sind“. Wie schon in "Zugvögel" begleiten die Leser*innen auch in diesem Buch eine junge starke Frau, die für ihre Liebe zur Natur kämpft und versucht, alte Fehler wieder gut zu machen.
Inti Flynn kommt zurück in ihre Heimat Schottland, um zusammen mit ihrem Team die Wölfe wieder heimisch werden zu lassen und so das Ökosystem der Highlands wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dabei macht sie sich aber nicht nur unbeliebt bei den besorgten Bewohnern, sondern muss auch gegen alte Dämonen kämpfen - gegen ihre eigenen, derer, die sie liebt und derer, die sie kennenlernt.
Inti ist eine ganz besondere Protagonistin. Sie hat die seltene Fähigkeit, Gefühle anderer körperlich nachzuempfinden. Aus diesem Grund schwankt der Erzählstil zwischen dem, was geschieht und dem, was die junge Biologin dabei empfindet.
Ein wirklich außergewöhnliches Buch, das jeden, der die Natur liebt, tief berühren und Leser*innen, die Bücher wie "Zugvögel" oder auch "Der Gesang der Flusskrebse" mochten, genauso fesseln wird.

Zoran Drvenkar: Wir

Stinke, Schnappi, Nessi, Rute und Taja sind fünf beste Freundinnen und die Protagonistinnen in Zoran Drvenkars neuem Jugendthriller “Wir: Die süßen Schlampen”.
Sie haben gerade an einer Berliner Schule ihren Realschulabschluss gemacht und wollen nun die Ferien gemeinsam genießen, bevor jede ihren weiteren Weg einschlägt. Sie kommen aus unterschiedlichen Schichten, bilden aber eine eingeschworene Gemeinschaft und stehen füreinander ein. Eines Tages verschwindet jedoch Taja und nachdem sie weder auf Anrufe noch Nachrichten reagiert, machen sich die anderen große Sorgen. Sie erhalten nur die Nachricht “KMT” und machen sich sofort auf, ohne zu wissen mit wem oder was sie es zu tun haben. Eine nervenaufreibende Suche beginnt und nimmt uns mit in die Tiefen Berlins. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Mädchen erzählt. Zoran Drvenkars Schreibstil ist einfach toll und ihm ist erneut ein packender Thriller gelungen.

Christiane Hoffmann: Alles, was wir nicht erinnern

Christiane Hoffmann, Journalistin und seit Januar 2022 stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, teilt ihre eigene Familiengeschichte mit Millionen anderer Deutschen. Ihre Familie wurde nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat Schlesien vertrieben. Das Trauma der Flucht und Heimatlosigkeit wurde auch auf die nachfolgenden Generationen übertragen. In den Familien wurde zwar viel über die verlorene Heimat geredet, aber auch über vieles der Mantel des Schweigens gebreitet. Um die Geschehnisse der damaligen Zeit sowohl aus Deutscher, als auch polnischer Sicht besser verstehen und verarbeiten zu können, macht sich Christiane Hoffmann 75 Jahre später am 22. Januar 2020 zu Fuß und allein auf den Weg vom ehemals schlesischen Dorf Różyna, nach Westen - 550 Kilometer folgt sie dem Fluchtweg ihres Vaters, damals 9 Jahre alt, und seiner Familie. Selbst widrigste winterliche Verhältnisse und zum Teil sumpfiges Gelände können sie nicht stoppen. Sie trifft viele Menschen, mit denen Sie ins Gespräch kommt, sieht Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, übernächtig dort, wo auch die Familie damals genächtigt hat und bekommt ein immer deutlicheres Bild von dem, was ihre Familie damals erleiden musste.
Dieses Buch ist ein sehr persönliches Buch, nicht nur für die Autorin, sondern auch für viele andere, deren Vorfahren dieses Schicksal erleiden mussten und der Generation, die viel verdrängt hat, um mit dem Geschehenen weiterleben zu können. Auch für mich selbst eröffnete sich eine andere Sichtweise auf die damalige Zeit, da auch meine Mutter und ihre Familie aus Schlesien vertrieben wurden und im Westen eine neue "Heimat" gefunden haben.
Ich danke Christiane Hoffmann für den Mut, diese Wanderung auf sich zu nehmen und freue mich für sie, dass ihr Buch für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 nominiert wurde.

Robert Thorogood: Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar

Der heutige Buchtipp von Anke Bublinski lässt sich am besten mit einer leckeren Tasse Tee und warmen Scones genießen:

Judith Potts führt ein sehr gemütliches und sorgloses Leben im beschaulichen Dorf Marlow in England - sie hat das Haus und das Vermögen ihrer Tante geerbt, verdient sich durch das Entwerfen von Kreuzworträtseln ein wenig Rente dazu und verleiht ihrer Exzentrik durch nächtliches Nacktschwimmen in der Themse Ausdruck.
Doch genau bei so einem Ausflug in die Themse hört sie einen lauten Schrei vom anderen Ufer und findet ihren Nachbarn tot auf. Die herbeigerufene Polizei geht von einem Unfall aus, aber Judith ist sich ganz sicher, ein Einschussloch gesehen zu haben. Und da hilft nur eins – Selbst ermitteln!
Bei ihren Nachforschungen lernt sie die leicht neurotische und penible Pfarrersfrau Becks und die lebenslustige Hundesitterin Suzie kennen und zusammen erforschen sie die düsteren Geheimnisse Marlows.
„Mrs Potts‘ Mordclub“ ist ein Cosy-Krimi nach guter alter englischer Tradition mit einem modernen Twist bei der auch eine gute Prise Humor nicht fehlen darf. Alle die ihre Krimis spannend, aber nicht so blutig mögen und auch Fans vom „Donnerstagsmordclub“, Agatha Christie und Co. kommen hier auf ihre Kosten.

Garth Nix: Die magischen Buchhändler von London

Buchhändler*innen retten die Welt!

England 1983:
Eigentlich möchte die 18-jährige Susan nur nach London ziehen um zu studieren. Na gut, und um ihren Vater zu finden von dem sie noch nicht einmal weiß, wie er heißt, weil aus ihrer Mutter nur krude Andeutungen zu bekommen sind (wahrscheinlich zu viele Drogen im Summer of Love). Aber sie hat da dieses Zigarettenetui mit dem rätselhaften Monogramm und ihren Onkel Frank, bei dem sie erst einmal Unterschlupf findet um ihre Suche zu beginnen. Leider stellt sich heraus, dass der nette Onkel Frank gar nicht so nett ist und auch gar kein Mensch, sondern ein Vampir. Zum Glück rettet sie der äußerst sympathische Buchhändler Merlin, bevor es zum Äußersten kommt und erklärt Susan, dass Vampire gar nicht Vampire heißen, sondern Schlürfer und, dass sie scheinbar jemand wegen ihres Vaters töten will. Von da an ist Susans Welt nicht mehr, die die sie kannte und zu ihrem eigenen Erstaunen, fühlt sie sich in dieser neuen Welt sehr wohl.
Was soll ich sagen – das Buch hatte mich schon beim Titel. Es sind magische Buchhändler in London. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Autor Garth Nix führt neue und altbekannte Urban-Fantasy Elemente zusammen und verbindet sie sehr liebevoll mit der Welt der Bücher und des Buchhandels. Dabei kommen auch die, zum Teil sehr schrulligen, Charaktere nicht zu kurz.

Ava Reed: Whitestone Hospital - High Hopes

Heute möchte Ihnen Susa Bock ihren neuen Buchtipp vorstellen, welcher nicht nur ein unfassbar schön gestaltetes Cover hat, sondern auch der Tipp für alle ist, die eine Schwäche für Krankenhausserien haben.

"Als ich vor Monaten in der Verlagsvorschau gesehen habe, dass Ava Reed sich einer neuen Reihe mit Krankenhaus Setting annimmt, war ich sofort hin und weg und wusste - das wird groß! Das ich es jetzt an nur einem Wochenende verschlungen habe, dutzende Sprachnachrichten mit Freundinnen über die Charaktere ausgetauscht habe und bis jetzt zu noch keinem neuen Buch greifen konnte, weil ich noch so in dieser Geschichte stecke, steht für sich selbst.
In „High Hopes“ - dem ersten Band der „Whitestone Hospital“ Reihe - geht es um Dr. Laura Collins eine der neuen Assistenzärzte und -ärztinnen in diesem Krankenhaus. Laura liebt ihren Beruf und ist von vorne herein nicht nur mit Zielstrebigkeit, sondern vor allem auch mit Leidenschaft dabei. Doch obwohl sie nie eine falsche Illusion über die Schwierigkeiten des Berufs hatte, verlangen ihr die täglichen Schicksale einiges ab. Ihr Betreuer und Stationsarzt Dr. Nash Brooks ist ihr in so mancher Situation eine Stütze und fasziniert sie von Anfang an. Doch Nash ist ihr Vorgesetzter und darauf bedacht berufliches und privates nicht zu vermischen, auch wenn ihn Laura dieses Vorhaben infrage stellen lässt.
Dieses Buch ist ein absolutes Highlight und eine klare Empfehlung weit über das New Adult Genre hinaus! Die Charaktere sind so großartig geschrieben, dass man gar nicht weiß, wen man am liebsten hat und so bald man als Leser*in zusammen mit Laura dieses Krankenhaus betritt, ist man Teil dieses tollen Teams und in seiner Geschichte gefangen.
Ava Reed hat es geschafft den Krankenhausalltag, die damit einhergehenden Schicksale und die Bedeutung der Berufe in einem Krankhaus auf eine ungeschönte und eben doch schöne Weise zu beschreiben. Ein unfassbar ergreifender Roman der es schafft humorvoll, unterhaltend und trotzdem ergreifend zu sein!"

Sarah Sprinz: Dunbridge Academy - Anywhere

Der dieswöchige Buchtipp von Susa Bock ist der Auftakt DER neuen New-Adult Trilogie mit wundervoll schottischem Internats Setting.

Welcome to Dunbridge!

Emma will mehr über ihren abwesenden Vater herausfinden und das am liebsten ohne, dass ihre Mutter davon etwas mitbekommt. So entschließt sie sich dem Drängen ihrer Mutter nachzugeben und ein Auslandsjahr an der zwar etwas elitären, aber doch wunderschönen "Dunbridge Academy", dem Internat an dem ihre Eltern sich kennenlernten, anzutreten. Dort angekommen, lernt Emma nicht nur den sehr hilfsbereiten Schulsprecher Henry kennen, sondern findet auch Gefallen am Internatsleben und ein neues Zuhause.

Sarah Sprinz hat eine ganz tolle Welt erschaffen, die einen mit ihrem wundervollen schottischen Charme komplett in ihren Bann zieht. Das Internatsleben zusammen mit Emma, Henry, Sinclaire, Victoria und all den anderen zu erleben macht einfach nur Spaß und vor allem Lust auf mehr (der zweite Band erscheint im Mai und ich zähle die Tage). Aber auch die ganz großen Gefühle und das Prickeln kommen definitiv nicht zu kurz, im Gegenteil bricht einem beim Lesen an der ein oder anderen Stelle vielleicht sogar das Herz!
Meiner Meinung nach ein Muss für jeden Fan des Genres, aber auch für jeden, der New-Adult mal eine Chance geben möchte und atmosphärische Liebesromane mit absolutem Wohlfühl-Charakter liebt.

Lynette Noni: Prison Healer (Band 1) - Die Schattenheilerin

Vor 10 Jahren wurde die heute 17-jährige Kiva zusammen mit ihrem Vater ins brutalste Gefängnis von Wenderall Zalindov verschleppt. Nach dem Tod des Vaters tritt Kiva in seine Fußstapfen und arbeitet als Heilerin. Nur deshalb konnte sie so lange überleben, denn viele Gefangene schaffen es nicht länger als drei Monate in den Arbeitslagern durchzuhalten. Durch neu eingelieferte Gefangene auf der Krankenstation erhält Kiva ab und an Nachrichten von ihrer Familie, mit dem Versprechen sie zu retten. Kiva schöpft jedesmal Hoffnung, aber noch nie ist jemand lebendig aus dem Gefängnis herausgekommen. Eines Tages ist unter den Gefangenen die Rebellenkönigin Tilda. Es geht ihr sehr schlecht und mit ihr erkranken schnell weitere Gefangene. Kiva soll sie retten, findet aber nicht schnell genug die Ursache gegen diese sich schnell ausbreitende Seuche. Die Rebellenkönigin soll aber soweit wieder genesen, damit sie sich – ähnlich wie bei einer Hexenverbrennung – mehreren Prüfungen unterziehen kann, die ihre Unschuld beweisen sollen. Da sie jedoch viel zu schwach ist, um sich überhaupt auf den Beinen zu halten, meldet sich Kiva und erklärt sich bereit, statt Tilda die Elementarprüfungen zu bestreiten. Somit ist ihr Schicksal eng mit dem der Rebellenkönigin verbunden, denn stirbt Kiva so stirbt auch die Rebellenkönigin. Wird Kiva die Prüfungen gegen Luft, Feuer, Wasser und Erde bestehen? Kann es ihr gelingen, die Freiheit zurückzuerlangen.
Prison Healer – Die Schattenkönigin ist der großartige Auftakt einer epischen Fantasytriologie und Lynette Noni schafft es schon auf der ersten Seite die Leser*innen in ihren Bann zu ziehen. Neben Kiva gibt es weitere tolle Charaktere – teils Freund, teils Feind und durch die schön gezeichneten Karten zu Beginn des Buches kann man das Geschehen noch besser verfolgen und weiß zu jeder Zeit, wo sich die Protagonistin gerade aufhält. Man darf gespannt sein auf Teil 2, der bereits....... erscheint. Toller Lesestoff und ein Muss für alle Fantasyleser*innen.

Henrike Engel: Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen

Hamburg 1910: Die junge Ärztin Anne Fitzpatrick musste Hals über Kopf England verlassen und arbeitet wieder in ihrer Heimatstadt Hamburg. Im Hamburger Hafen leitet sie "Das grüne Haus" - ein Haus für Frauen in Not, Prostituierte, geschlagene oder von der Gesellschaft verstoßene Frauen. Kurz vor der Eröffnung dieses Frauenhauses werden allerdings von Helene Curtius, Tochter einer Pastorenfamilie, im Hafenbecken direkt neben dem Frauenhaus die Leichen von zwei Frauen entdeckt und das Projekt droht zu scheitern. Die ermordeten Frauen stammten aus ärmsten Verhältnissen und es scheint, als würde der Mörder bald wieder zuschlagen. Als dann tatsächlich die dritte Leiche auftaucht, ist es klar, dass es sich um einen Serienmörder handeln muss, und auch Anne in Gefahr ist. Kommissar Rhydt will die Fälle so schnell wie möglich aufklären, doch es scheint, als würde das nicht jedem gefallen ...


Dieser historische Krimi hat mich völlig in Beschlag genommen. Zum einen die Einblicke in die damalige Zeit, die Stellung der Frauen, die Frauenbewegung, die um die Rechte der Frauen kämpfte und zum anderen der äußerst spannende Kriminalfall, der Hamburg in Atem hielt. Angelockt hat mich, wie schon so oft, das wunderschöne Buchcover: die junge Ärztin vor dem Hamburger Hafen in einem goldenen Rahmen. Und nach den ersten Buchseiten war klar: das wird mein nächster Buchtipp.


Henrike Engel schafft es, den Leser in ihren Bann zu ziehen und durch die ständig wechselnden Perspektiven die Spannung aufrecht zu halten. Seien sie gespannt, tauchen Sie ein in das Hamburg um 1910 und freuen sie sich mit mir auf den 2. Band, der im Juni 2022 erscheinen wird.

Romy Hausmann: Perfect Day

Am Heiligabend 2017 bricht für die 24-jährige Ann die Welt zusammen: ihr fürsorglicher Vater, der immer für sie da war und seit dem Tod ihrer Mutter ihr Fels in der Brandung war, wird verhaftet. Er soll der "Schleifenmörder" sein, der seit Jahren immer wieder kleine Mädchen entführt, tötet und den Weg zu ihren Leichen mit roten Schleifen markiert.

Ann kann und will das weder glauben noch akzeptieren. Und ihr Vater, renommierter Professor der Philosophie, schweigt. Also sieht Ann es als ihre Pflicht an, seine Unschuld zu beweisen, indem sie den wahren "Schleifenmörder" findet. Eine spannende Suche beginnt, in der Ann in die Abgründe familiärer Beziehungen und der menschlichen Psyche blickt.

Romy Hausmann hat mit "Perfect Day" einen intelligent geschriebenen und packenden Thriller erschaffen, der voller überraschender Wendungen steckt und durch seine Zeitsprünge und Perspektivwechsel bis zur letzten Seite nicht langweilig wird.

Karen M. McManus: You will be the death of me

Die Bücher von Karen M. McManus sind einfach toll und mit großer Spannung habe ich ihr neuestes Werk "You will be the death of me" erwartet. Das Warten hat sich gelohnt. Die Autorin versteht es, Handlungsstränge zu verflechten und kaum glaubt man als Leser*in der Lösung auf der Spur zu sein, wechselt die Story erneut in eine komplett andere Richtung. Die drei Hauptcharaktere Ivy, Mateo und Cal, Schüler*innen der Carlton High School und früher beste Freunde, treffen sich zufällig und beschließen einen Tag blau zu machen. Doch statt einen unbeschwerten Tag zu verbringen, werden sie in einen Mord verwickelt und sie alle kennen den Toten. War ihr Aufeinandertreffen wirklich nur Zufall? Die Autorin hat erneut einen rasanten und komplexen Thriller vorgelegt. Ich bin begeistert!

Ellen Sandberg: Das Geheimnis

Wie Sie vielleicht schon festgestellt haben, liebe ich Bücher mit Handlungssträngen in die Vergangenheit. Auch in diesem Roman gibt es wieder einen Handlungsstrang, der diesmal in den 70er Jahren spielt. Helga hat Mann und Tochter verlassen, um in einer Künstlerkommune zu leben. Ihre Tochter Ulla darf sie zwar vorerst besuchen, doch diesen Kontakt verbittet sich Helga bald. Sie gibt sich vollends der Malerei düsterer Bilder und diverser "Performances" hin und nimmt sich nach einigen Jahren das Leben.

Ulla, inzwischen fast 60 Jahre, hat den Egoismus und die Zurückweisung ihrer Mutter nie verstanden, geschweige denn verwunden. Sie nimmt sich eine Auszeit und zieht in das Häuschen der Mutter, das immer noch unverändert existiert. Dort stößt sie auf alte Kassetten, auf denen ihre Mutter ihr, eingebettet in Songs, Nachrichten hinterlässt, die Ulla langsam aber sicher begreifen lassen, was damals passiert ist und weshalb ihre Mutter diese unvorstellbaren Konsequenzen gezogen hatte... "Das Geheimnis" ist ein eher ruhiger Roman, der sich durch den bildhaften Schreibstil der Autorin gut und flüssig lesen lässt. Durch das Hin- und Herspringen in den Zeiten wird die Spannung aufrecht gehalten und das schier unfassbare Ereignis in der Vergangenheit, das bis heute nachwirkt, hat mich ziemlich berührt.

Dieser Roman wird mit Sicherheit auf meiner Empfehlungsliste im kommenden Weihnachtsgeschäft vertreten sein.

Jasmin Schreiber: Der Mauersegler

"Vielleicht rauschen die Wellen ja gar nicht. Vielleicht war das nur die Addition aller Geräusche, die die Tiere im Meer machten, und vielleicht könnte er sie verstehen, wenn er kein Mensch sondern eine Möwe wäre oder ein Sandfloh oder vielleicht ein Wattwurm."

Das Buch "Der Mauersegler", welches bereits im Sommer diesen Jahres erschienen ist, beschäftigt mich noch immer, vor allem weil es von einer Gradwanderung zwischen Trauer, Humor und Hoffnung erfüllt ist.

Als Leser begleiten wir den von Schuldgefühlen und Verzweiflung zerfressenen Prometheus auf eine Reise von der er selbst nicht weiß, wo diese hinführen soll. Er betrachtet sich selbst immer wieder durch die Augen der Natur, die ihn umgibt und verfällt gleichzeitig in die Betrachtung seines bisherigen Lebens. Schließlich landet Prometheus auf einem Bauerhof, der von zwei für ihn sehr merkwürdigen Frauen geführt wird. Die Frauen stellen keine Fragen und so bleibt er fürs Erste dort.

Ein für mich vor allem sprachlich unfassbar besonderes Buch. Die Freundschaft zwischen Prometheus und seinem besten Freund Jakob, sowie die oben schon erwähnte Beschreibung der Natur, haben mich dieses Buch verschlingen und lieben lassen. Auch als Weihnachtsgeschenk eine tolle Idee für Liebhaber von ergreifenden Geschichten und wunderschönen Worten.

Dave Grohl: Der Storyteller

„Mit 17 war die Musik mein Ratgeber, wenn ich Anleitung brauchte, mein Freund, wenn ich mich alleine fühlte, mein Vater, wenn ich Liebe nötig hatte, mein Pfarrer, wenn mir die Hoffnung fehlte, und meine Partnerin, wenn ich Halt suchte“.

Dave Grohl – Drummer von Nirvana, Frontmann der Foo Fighters, Vater, Ehemann, Sohn und vor allem Musikliebhaber. In seiner Autobiographie.

„Storytellers“ erzählt uns Grohl von seiner Liebe zur Musik, von seinem Erweckungserlebnis, als seine Cousine ihm den Punk näher bringt, seinem ersten Auftritt als Drummer in einem Jazzclub (was man nicht alles aus Liebe zu seiner Mutter macht) und nimmt uns mit in die großen Stadien und Arenen dieser Welt. „Storytellers“ ist ein Muss für jeden Foo Fighters und Nirvana Fan und für jeden, der einen Blick hinter die Fassade des Stadion-Rocks werfen möchte. Denn Dave Grohl beschränkt sich nicht nur auf seine unzähligen Konzerte, sondern nimmt uns vor allem mit nach Hause zu seiner Familie – ein Leben das wenig mit Rock‘n‘Roll-Glamour zu tun hat. Wobei, wenn Paul McCartney oder Joan Jett zum Kaffeetrinken vorbei kommen, ist das schon ziemlich Rock‘n‘Roll.