Zwischen Erinnern und Vergessen. Lateinamerikas Identitätssuche in Gabriel García Márquez' 'Cien años de soledad'

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ISBN/EAN: 9783346180568
Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Sprache: Deutsch, Abstract: Gabriel García Márquez besitzt sicherlich nicht umsonst den Ruf als erfolgreichster Schriftsteller der Pleyade des Literatur-Booms der 60er Jahre. In 'Cien años des soledad' verwandelt Márquez seinen Geburtsort Aracataca in Macondo, das magische Dorf der Familie Buendía, deren Familiensaga von Beginn an - von der Genese bis zur Apokalypse - vorbestimmt ist. Nicht umsonst birgt dieser Roman ein hohes Identifikationspotenzial für die Südamerikaner und auch El País spricht anlässlich des einjährigen Todestages von Márquez von 'Macondo somos todos' und adressiert damit alle Lateinamerikaner sowie die Leserschaft des Romans. Wie ist es also möglich, dass Cien años de soledad als Text innerhalb seiner literarischen Gattung zur kollektiven Identitätsstiftung einer Nation - und weitläufiger gedacht - eines ganzen Kontinents beiträgt? Diesen Fragen soll sich in dieser Arbeit gewidmet werden. Der Roman enthüllt die Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit der archetypischen Protagonisten, die sich in einem Chronotopos aus Isoliertheit und zirkulärer Zeitstruktur bewegen. Die Erzählung einer Familiensaga, in der realistisch-alltägliche Dinge mit übernatürlichen-mystischen Dingen auf subtile Art und Weise verknüpft werden, erreicht modellhaften Charakter für die moderne Literatur Lateinamerikas. Der Roman reflektiert die geschichtlichen Ereignisse Lateinamerikas, leistet gleichzeitig eine Projektion christlicher Mythologie auf diesen Erfahrungshorizont und schafft so eine Hybridität, die charakteristisch für den realismo mágico ist. Die Inszenierung eines konstitutiven Zusammenhangs zwischen Identität und Gedächtnis sowie des Zusammenhangs zwischen Letztgenannten und der Literatur gehört zu den rekurrenten Thematiken der kontemporären Literatur Lateinamerikas. Unter den Kulturwissenschaftlern, vor allem vorangetrieben von Aleida und Jan Assmann, die den Begriff des 'kulturellen Gedächtnisses' prägten, wurde das Gedächtnis zur Leitkategorie einer kulturwissenschaftlichen Neuausrichtung und zudem zu einem transdisziplinären Paradigma. Auf Basis dieser Theorien demonstriert die vorliegende Masterarbeit, wie das identitätsstiftende Medium - unser Roman - eine Erzeugung von Gedächtniswelt, ja sogar eine Überschreibung realhistorischer Ereignisse und damit der Wirklichkeit mithilfe der imaginativen Gestaltungsmöglichkeiten der literarischen Darstellung des realismo mágico leistet und Literatur so zu einer 'Ausdrucksform literarischer Wirklichkeitsaneignung' wird.

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